Die Welt dreht sich immer weiter ...Shadowrun

Notizen Jan-Sep ´57

Rache aus Himalaya, Politisches Gift, Aufbruch nach Singapur


Januar - März 2057

Nun, da hatten wir ein richtig beschauliches Weihnachtsfest. In gemütlicher Atmosphäre und mit netten Leuten. Ich möchte fast sagen, im Kreise meiner Freunde. Lieben Dank noch mal an Spoty für diese schönen Feiertage.

Aber selbst hier kann ich die Erinnerung an die Ereignisse in Seattle nicht vergessen. Wer hat mir bloß diesen üblen Streich gespielt? Ich trainiere und lenke mich sonst wie ab, aber die Erinnerung an den gewaltsamen Eingriff verblassen nicht.

Zurück in Seattle führt mich mein erster Weg natürlich zu den Ärzten. Aber viel konnten sie noch nicht rausfinden. Die Bauart und die schon entschlüsselten Routinen deuten auf Ares-Werkstätten hin oder eine Fabrik in TirTairngire. Es handelt sich um eine bewusstseinsverändernde Geschichte, ähnlich wie damals bei den Dreamchippern, Jack the Ripper und Co.. Diesmal ist es wohl ein Reizauslöser "Sicht", da sich aber niemand bereit findet, das Ding auszuprobieren, könne man auch nicht sagen, welcher Befehle oder so ausgeführt werden sollte. Wer weiß, was einem die Ärzte wieder verschweigen. Ich bin froh, dass wir das Ding schnell aus mir rausgeholt haben. Und die Ärzte haben ein interessantes Forschungsobjekt, das ich ihnen bereitwillig überlasse. Ich habe was gut bei Ihnen, und vielleicht habe ich irgendwann das Geld, um die entstandene Lücke wieder zu füllen.

Ich frage regelmäßig nach, erhalte aber zu meinem Leidwesen keine weiteren Hinweise von den Ärzten. Die Schuldigen sind auf nimmer wiedersehen verschollen. So ist das hier in Seattle. Einmal nicht aufgepasst, und du liegst mit schmerzendem Arsch in der Ecke und wirst deines Lebens nie wieder froh.

Wir versuchen unsere Finanzen ein wenig aufzumöbeln, aber tun uns sichtlich schwer. Ich bin mir nicht sicher, woran das liegt. Seit Karl Everything in Ruhestand gegangen ist, fehlen die guten Aufträge. Oder sind meine Ansprüche gestiegen, so dass es Yokoshimo Yoko zu schwer fehlt, mich zu vermitteln. Ich kann nicht leugnen, dass ich mich nun in anderer, ja vielleicht besserer Gesellschaft befinde. Nichts desto trotz, ich sollte mich nicht beklagen, noch reicht die Kohle, um sich mit Garp ne gemütliche Mittelstandsbleibe zu leisten. Wer braucht schon all den Luxus - wem mache ich jetzt was vor?

******************

Hat Yoko nun mich angerufen oder Al? Egal, wir haben einen Auftrag. Ein Kerl, Professor Johnson, will sich mit uns treffen. Endlich, es geht wieder los. Hatte ich in letzter Zeit nicht Aufregung genug. Wohl nicht, denn ich spüre wieder diese prickelnde Ungeduld, wie vor jedem neuen Treffen mit einem Johnson.

Was uns diesmal wohl erwartet.

17.01.57. Es ist kurz vor Mittag, als wir uns im Randgebiet der Barrens zu besagter Kneipe begeben. Ich war hier schon ein oder zweimal. Ist aber länger her. Die Zeit hat der Bude nicht besser getan. Ein schäbige Kneipe, ein Rattenloch. Da hat sich unser Auftraggeber aber ein schönes Plätzchen ausgesucht.

In der Kneipe das gewohnte Bild. In einer Nische, ein einzelner Mann am Tisch. Al und ich setzen uns dazu. Garp und Siggi sichern in der Nähe der Tür. Spoty war mal wieder nicht zu erreichen, oder haben wir sie gar nicht gefragt. Die gute scheint ja im Geld zu schwimmen - reich geheiratet halt...

Der Professor erzählt von seinem Problem. Er ist Archäologe und habe mit seiner Tochter in Asien Ausgrabungen unternommen. Dort sind sie auf ein Artefakt der Shiva (eine dort verehrte Göttin oder so) gestoßen, und haben diesen magischen Gegenstand nun auch mit nach Seattle genommen.

Viel hat er nicht zu bieten. Er fühlt sich und seine Tochter bedroht von irgendwelchen fanatischen Gläubigen und suchte uns zu engagieren, für schlappe 40.000. Wir nehmen dies als erstes Angebot und wollen uns zur Beratung zurückziehen. Da die Spelunke über Mittag schließt, trinken wir in der Nachbarschaft eine Kleinigkeit. Wir wollen natürlich versuchen ihn ein wenig in die Höhe zu treiben. Und außerdem werden wir mindestens zu viert an dem Fall arbeiten. Zwei Stunden später, zum verabredeten Zeitpunkt kehren wir zurück, als um uns eine Welt zusammenbricht. Ein ungeheurer Lärm, explosionsartig vernebeln Staubschwaden die Sicht. Wir gehen in sicherer Entfernung in Deckung. Als der Qualm sich legt ist auch schon die Sicherheit da. Sind wohl nicht tief genug in den Barrens. Sonst lassen die sich mehr Zeit. Jedenfalls sind mehrere Leichen auszumachen. Der Verdacht liegt nahe, dass unser zukünftiger Auftraggeber zum Opfer geworden ist, und Al kann dieses bestätigen. Nur der Aktenkoffer unseres verblichenen Professor Johnson ist offensichtlich heilgeblieben und von der Sicherheit noch nicht bemerkt worden. Mit etwas Ablenkung, Unsichtbarkeit und kleiner Levitation lässt sich dieser jedoch flugs in unsere Gewalt bringen. Leider gibt sie uns keinen Aufschluss. Wir überlegen schon den Fall einfach zu vergessen, aber irgendwie fühlen wir uns beteiligt.

Wir schließen uns also zusammen und verfolgen die Spur dieser zerstörerischen Beschwörung. Wir landen in irgendeinem Hinterhof, wo die Aura noch flüchtig vorhanden ist, aber ansonsten Pustekuchen. Und bevor wir uns mit den ansässigen Gangs anlegen, verdrücken wir uns wieder. Garp findet schließlich einen Hinweis auf die Tochter, und so führt unser Weg zu ihrem Hotel.

Der Ausgang ist schnell erzählt. Wir finden zwar die Tochter, diese hat aber den magischen Dolch bereits weiterverkauft. Die asiatischen Glaubenskrieger aber haben noch nicht aufgegeben und umstellen das Hotel. Wir liefern uns ein Gefecht, in das sogar Spoty noch eingreifen kann, die wir am Hotel treffen wollten. Das ist mal wieder ganz nach meinem Geschmack. Die beiden Ares gezogen, aus vollen Rohren feuernd, treten wir dem Feind entgegen. Noch bevor er sich unserer Überlegenheit bewusst zurückziehen kann, levitiere ich hinter einem im Dachgeschoss verbarrikadierten her. Zwei Stockwerke tiefer im Treppenhaus kann ich ihn dann stellen. Ich denke, wir haben diesen verblendeten Fanatikern klarmachen können, das weder wir, noch die lady den Dolch haben, und sie sich ihrer Wege trollen mögen. Wir hatten zwar mal wieder etwas solide Action, aber lukrativ war es nicht. Die Anzahlung im Koffer und etwas Geld im Zimmer der Dame, das wohl für uns bestimmt war, decken zumindest unsere Kosten.

******************

Eine Woche später, am 23./24. 01. zieht Al mit Lamiria in seine neue Bude. Es war ihm einfach nicht geheuer, dass Harlekin ihn vor Weihnachten so spontan besucht. Das wäre nicht sicher, wenn jedermann ihn finden könne.

Der nächste Monat vergeht wie im Flug. Mit Routinejobs, die einen über Wasser halten, aber nicht von Wert sind. Zwischendurch bleibt wenig Zeit, zu trainieren, aber es werden auch wieder bessere Zeiten kommen. Al bastelt an verschiedenen Zaubern und anderem Krimskrams rum, Flinx stößt dann auch nach verschiedenen Meditationen wieder zu uns. Also können wir uns nun wieder den größeren Aufträgen widmen oder wirklich nach Singapur aufbrechen. Der Plan nimmt langsam Gestalt an. Alexej kümmert sich um die Reisemöglichkeiten und Al gräbt seine diversen Quellen nach Infos ab.

******************

Am 21.02. unterbricht ein Hilferuf die Eintönigkeit. Es ist noch ziemlich früh am Morgen, als Al einen Anruf erhält. Wirklich viel ist offenbar nicht zu verstehen, aber Al sieht besorgt aus. Garp und ich schauen ein wenig betreten drein, als Al erzählt, dass Smiling Death in Schwierigkeiten sei. Sie bräuchte dringend Hilfe und wir sollen uns sofort auf den Weg machen. Sie hat Al eine Adresse in den Barrens genannt und klang wie jemand, der in den letzten Zügen liegt. Außer uns drei ist zur Zeit niemand zuhause. Also steigen wir bei Al ein und düsen los. Ganz schön eng.

Smiling Death - haben ich den Namen schon mal gehört? Al erklärt bereitwillig. Smiling Death, auch unter Melanie Tatt bekannt, ist eine gute Bekannte von You und Georg. Eine Norm und Kojoten-Schamanin. Es klingelt nicht wirklich bei mir, aber kann sein das der Name schon mal gefallen ist.

Hey, da steht Siggi. Al hält an und wir nehmen den Zwerg auch noch mit. Wer weiß, was uns in den Barrens erwartet. Etwa eine halbe Stunde später, vielleicht etwas früher erreichen wir die angegeben Adresse. Der Anblick, der sich uns bietet ist typisch für die Barrens. Eine echte Absteige, aber ideal um sich unbemerkt zurückzuziehen. Es stellt sich die Frage, was passiert ist, aber die Antwort werden wir wohl erst oben erfahren. Die Luft scheint soweit rein zu sein und der Portier, dieser schmierige Wicht ist auch kein größeres Problem. Wir stiefeln die Treppe rauf und rechnen mit allem. Aber keine Gegenwehr, nichts auffälliges. Aus dem betreffenden Zimmer kein Laut. Al sondiert auf die Schnelle astral, aber außer einer schwer angeschlagenen Tatt ist niemand anwesend. Siggi öffnet die Tür auf ihm gewohnte Art und Weise und wir verteilen uns im Zimmer. Es handelt sich um ein 1-Zimmer-Apartment mit angeschlossener Toilette. Smiling Death liegt auf dem Bett und regt sich nicht. Al kann kaum Puls fühlen und die Atmung ist auch am Ende. Siggi und Al versuchen sie zu stabilisieren, während Garp und ich die beiden Räume untersuchen. Das einzig interessante ist ein auf dem Tisch vor sich hin dampfender Kanister. Ein Hochsicherheitsbehälter, aber offensichtlich undicht. Irgendeine Flüssigkeit, vielleicht ne Säure. Ich schnappe mir einen Topf aus der Küchenzeile und kehre den Kram da rein. Leider ist Smiling Death nicht ansprechbar, und kann keine Auskunft erteilen, was es damit auf sich hat.

Wir entscheiden, die Stellung zu räumen. Die Dame braucht dringend qualifizierte Versorgung. Wir sammeln alle Klamotten zusammen, Al sorgt noch für etwas Bereinigung und wir machen die Biege.

Geplant ist, Melanie ins Krankenhaus zu bringen, aber dazu kommen wir nicht.

Al kann feststellen, dass der Container rituell verfolgt wird und ein wirklich unattraktiver Giftgeist leistet uns plötzlich Gesellschaft. Mit vereinten Kräften, natürlich in der Hauptsache Al, kann er verjagt werden. Ich traue mir irgendwie noch nicht zu, die Viecher zu bannen, da ich Schwierigkeiten habe, ihre Macht einzuschätzen. Der Kampf hinterlässt deutlich Spuren. Al scheint heute nicht ganz so fit zu sein.

Wir können die Verbindung fürs erste trennen, aber sollten zusehen, dass wir uns beeilen. Hier sind finstere Gesellen am Werk. Giftgeister hier in Seattle. Das sieht nicht gut aus.

Wir bringen Smiling Death schleunigst ins Krankenhaus. Skill und Lamiria wollen sich dann um sie kümmern. Nun besteht Handlungsbedarf. Mit dem Zeug in dem lecken Hochsicherheits-Container machen wir uns auf den Weg zu Acid, einem Zwerg mit nem Hang zur Chemie und explosivem Zeugs. Ein loser Kontakt meinerseits. Acid ist über unseren Besuch nicht sonderlich erfreut. Bastelt hinten in seinem Labor wohl gerade an irgendwas rum. Er unterbricht seine Arbeit recht ungern, scheint aber von dem Zeug ein wenig fasziniert zu sein. Er will eine Probe für nähere Untersuchungen dabehalten und gibt uns für den Rest einen neuen sicheren Behälter. Das Finanzielle klärt Al. Wir sollen uns morgen noch mal bei Acid melden. Auf die schnelle kann er nur feststellen, dass es sich um ein hochgiftiges Insektizid handelt, welches auch für Menschen tödlich sein dürfte.

Das restliche Zeug bringen wir in sichere Verwahrung. In einer Halle von Al, hinter Barrieren und Hütern versteckt sollte es vor ritueller Magie gut versteckt sein.

Nun ist guter Rat teuer. Smiling Death hat nichts zu sagen und schweigt sich in ihrer Bewusstlosigkeit aus. In ihren Klamotten finden wir auch keinen Hinweis. Was nun? Noch einmal zu der Bude in den Barrens, vielleicht haben wir was übersehen. Wir stehen mit Lamiria in Kontakt, aber von dort gibt es nichts neues. Wir informieren Flinx und machen uns auf den Weg. Die Strassen sind mal wieder voll und bald bricht die Dämmerung über Seattle herein. Wir haben keinerlei Spur und können nur abwarten, dass entweder Smiling Death aufwacht, oder der Zwerg etwas über das Giftzeugs herausfindet.

Spät abends dann der erregte Anruf von Acid. "Hier lungern finstere Gestalten herum. Ich habe mit niemandem Ärger, also bewegt gefälligst Euren Arsch hierher, denn das kann nur mit Eurem Zeug zusammenhängen." Na ja, was bleibt uns anderes übrig. Da wir gerade unterwegs sind, Garp fährt, tritt er voll durch, und wir schaffen es in sage und schreibe 20 Minuten zu Acid.

Schon unten vor dem Haus steht ein Troll. Offensichtlich eine Wache. Ich kann ihn als Mitglied der MadDogs identifizieren, und die haben hier eigentlich nichts verloren. Erst recht nicht um diese Uhrzeit. Wir steigen aus und versuchen ihn abzulenken, als auch schon ein zweiter aus dem Hauseingang tritt. Offensichtlich aggressiv und nicht zu Verhandlungen aufgelegt. Der zieht ne Wumme und bedeutet uns, die Biege zu machen, während ich mich noch aus dem Auto quäle. Flinx ruft was von ´nem Giftgeist und hat plötzlich ein Flammenumwabertes Schwert in der Hand. Mächtig beeindruckend, aber hält die Trolle nicht davon ab, durchzuziehen. Die ersten Kugeln fliegen. Siggi auf dem Dach des Wagens, Al auf dem Rückzug vorm Blei, Siggi und Garp mit ihren Knarren gehen hinter dem Auto so gut als Möglich in Deckung. Al schwebt in die Höhe, scheint aber was abgekriegt zu haben. Siggi scheint nur wild in die Gegend zu schießen, Garp hat vermutlich getroffen, aber so ein Troll kann was ab. Ich hechte ihm mit der Predator entgegen, und drücke zweimal ab. Ich vermute Al oder Flinx hat den Giftgeist schon erledigt, denn Al schwebt irgendwo über mir und Flinx widmet sich schwertwirbelnd schon dem zweiten Troll.

Weit über uns hören wir Glas zerbrechen, und eine Zwerg wird schreiend aus dem Fenster im dritten Stock gehalten. Al schwebt Acids zu Hilfe, während wir die Treppe nehmen. Allen voran Flinx, dessen Klamotten irgendwie verätzt wirken. Offensichtlich hat er sich mit dem Giftgeist rumgeschlagen. Die Trolle gehen auch in erster Linie auf sein Konto. Respekt. Der scheint in seinem Urlaub ne Menge dazu gelernt zu haben. Garp und Siggi vermute ich kurz hinter mir, als Flinx oben schon die Tür eintritt. Rumms!! Davon ist nicht viel über geblieben. Ein leicht demolierter Vorraum in dem sich zwei Menschen und ein Ork tummeln. Ein weiterer Ork steht am Fenster, wo ein Elf unseren Acid aus dem Fenster hält, und ihn wohl nach uns und dem Behälter ausfragt. Flinx stürmt in den Raum und widmet sich den beiden Menschen, immer noch das Schwert vor sich her wirbelnd. Siggi hat zu mir aufgeschlossen, Garp scheint am Wagen geblieben zu sein. Ich jage zwei Schüsse in den Raum, ebenso Siggi, dann schicke ich Ebgor rein, da sich auch hier ein Giftgeist tummelt. Flinx wird mit den Menschen spielend fertig und kümmert sich auch noch um den einen Ork. Ebgor jagt den Giftgeist zum Teufel und widmet sich dem Elf. Offenbar hat Al ihm von außen Acid entrissen. Auf jeden Fall jagen Siggis Salven an mir vorbei Richtung zweitem Ork, während ich auch in das Zimmer stürme. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Flinx die Menschen niederstreckt, den Ork entwaffnet und nahezu köpft, um sich dann nach neuen Gegnern umzuschauen. Der zweite Ork und der Elf gehen in dem Moment auch zu Boden.

Die Menschen und Orks sind hinüber. Ein erschreckendes Bild bietet sich mir. Siggi soll sich zumindest um den Elf kümmern, damit wir einen Verhören können. Die MadDogs schienen voller Dope, und beim Durchsuchen stellen wir dann auch jede Menge Kampfdrogen sicher. Ich dränge darauf Acids Räume von den Leichen zu befreien und so schleppen wir das Gesocks in eine ruhige Seitengasse. Aus dem Elf ist nichts wertvolles herauszubringen, so schleppen wir ihn erstmal mit. Die restliche Truppe liegt entwaffnet in der Gasse. Wir ziehen uns in einen neutrale Lagerhalle zurück, um uns zu erholen, zu beraten und zu planen.

Mit Siggi zusammen erschaffen wir einen Hüter der uns etwas Sicherheit verschafft. Zusammen mit Al verhören wir dann den Elf. Hähä, das macht Spaß. Flinx sorgt noch für einen Geist, der uns eine ruhige Nacht garantieren soll.

Was der Elf ausplaudert und Acid herausgefunden hat konnten wir dann nach dem Frühstück zusammenfassen. Die MadDogs wurden von einem Schamanen namens Riff angeheuert, den Behälter zurückzuholen, um sich damit an einem gewissen Vogel zu rächen. Riff, der in dem Ruf eines total abgedrehten Kauzes steht wolle sich für eine Schändung von Mutter Erde rächen, die dieser Herr Vogel zu verantworten hatte. Das muss aber vor den Hingabe zu den Giftgeistern gewesen sein, wie auch immer. Riff gilt als Sadistisch, aber durchaus mächtiger Schamane. Er haust heute auf einem ausgebrannten Teil der Barrens, einer ehemaligen Chemiefabrik.

Das Giftzeugs, so hat Acid rausgefunden, stammt sehr wahrscheinlich von einem Con namens Hawks Horn. Dieser ehemals in Seattle angesiedelte Con musste das Zeug aber vom Markt nehmen, da es auch gegen Nichtinsekten ein wenig zu aggressiv war.

In diesem Zusammenhang ist wohl auch TerraFirst gegen den Con vorgegangen, und hat bei einem Angriff lediglich eine verseuchte Wüste auf dem Gelände hinterlassen. Damit sind dann auch die UCAS und die NAN gegen den Konzern vorgegangen, so dass Hawks Horn Seattle verlassen hat.

Unsere Spur führt also zu diesem Riff, aber wer ist Vogel und gibt es eine Verbindung zu Hawks Horn und TerraFirst. Flinx und Al kontaktieren ihre Connections. Von Lamiria und Skill ist leider nichts neues zu erfahren. Smiling Death wird wohl erst in den nächsten Tagen erwachen.

Gegen Mittag erhalten wir die ersten Infos der Connections. Bei Vogel könnte es sich um den Präsidentschaftskandidaten Vogel handeln. Dieser gilt hinter vorgehaltener Hand als Drahtzieher der Aktion gegen Hawks Horn während seiner aktiven Zeit bei TerraFirst. Das sind ja mal ganz neue Geschichten über diesen Zwerg von Kandidat. Und die ausgebrannte Chemiefabrik in den Barrens war dann wohl das ehemalige HawksHorn-Gelände.

Lamiria meldet sich. Smiling Death sei kurz erwacht, und hätte nur "zwei weitere Behälter", , " suchen", "verhindern" herausgebracht. Als wir dann daran erinnert werden, dass heute Abend eine große Wahlkampfveranstaltung dieses Vogels im SuperDome stattfindet, klingeln alle Alarmglocken.

Die letzte Veranstaltung hier in der Gegend und es werden etwa vier bis fünftausend Besucher erwartet, natürlich überwiegend Metas, denn dafür steht der Zwerg ja angeblich besonders ein. Merken tut man davon zwar nichts, aber das ist Politik.

Da muss man ja annehmen, dass Seattle vor einem Supergau steht. Laut Acid ist die Menge des einen Kanister ausreichend für einen ganzen Stadtteil. Über diverse Kanäle versuchen wir entsprechende Warnungen an LoneStar heranzutragen, aber der Erfolg bleibt zu bezweifeln. Jetzt wird es aber Zeit. Wir machen uns mit dem Gedanken vertraut, Riff einen Besuch abzustatten, und informieren Spoty. Sie will zusammen mit Willy losdüsen. Wir wollen uns an der alten Chemiefabrik treffen.

Später Nachmittag. Ausgebranntes Gelände mitten in den Barrens. Die alte Chemiefabrik. Wo bleiben bloß Spoty und Willy. Die Zeit drängt. Wir können nicht warten. Al und Siggi sollen schon mal astral ausspähen. Wenig später kehrt Al allein zurück, gibt aber sofort Entwarnung. Außer zwei Höllenhunden, die nun bewusstlos am Boden liegen gebe es keine Gefahr. Lediglich eine magisches Schutzefeu hindere Siggi an der Rückkehr. Wir stürmen also das Gelände und schlagen uns einen Weg in die Halle zu Siggi, um ihn zu befreien. Siggi kehrt zu seinem Körper zurück. Uns dagegen bietet sich ein seltsamer Anblick. In der Halle ist ein kompliziertes Holzgerüst aufgebaut. Ein teils schwebende Konstruktion - hey, ein kleines Kletterparadies, aber wofür?

Garp holt uns in die Wirklichkeit zurück, als er meint, das könne ein Nachbau der Dachkonstruktion und Beleuchtungsanlagen im SuperDome sein. Jetzt haben wir unseren Verdacht bestätigt. Die Lage wird brenzlig. Nur noch anderthalb Stunden. Spoty wird angefunkt. Sie soll sofort kehrt machen und zum SuperDome aufbrechen. Mit ihren Papieren als Leibwächterin und Besitzerin eines Sicherheitsunternehmens sollte es ihr gelingen, hereinzukommen und abzuchecken, inwieweit unsere Warnungen ernst genommen wurden.

Derweil machen wir uns auch auf den Weg. Die schweren Waffen werden wir wohl nicht mit reinkriegen, aber wir wissen, wo der Gegner zu suchen ist.

Eine halbe Stunde vor dem geplanten Auftritt Vogels erreichen wir die Halle. Die Massen drängen sich vor und um das Gebäude. Laut Spoty scheint man unseren Warnungen nicht die nötige Ernsthaftigkeit entgegengebracht zu haben. Da wir aber auch nicht offen zu Lonestar gehen können, müssen wir wohl doch selber ran.

Unter die Besucher gemischt, betreten auch wir die Halle. Spoty versucht sich an ranghohe LoneStar zu hängen, kommt aber nicht so gut voran. Dummerweise haben wir Sana bei uns. Sie erscheint zwar den meisten als harmloses Haustier, großer Hund oder zahmer Panther, was weiß denn ich, aber ich darf jetzt auf sie aufpassen. Wir bleiben im Hintergrund und schlagen uns zu den Stützstreben an der Rückwand durch. Sana und ich bleiben unten, während der Rest sich unbemerkt in luftige Höhen begibt. Wir rechnen zwar mit allen möglichen magischen und nicht magischen Sicherheitsvorkehrungen, aber diese werden auf das Podium vorne beschränkt sein.

Meine Levitationszauber, die Garps und Siggis Kletterei unterstützen, bleiben offensichtlich unbemerkt. Al schwebt auch hoch bis er sicheren Stand hat, während Flinx leichtfüßig emporklettert. Über ComLink erfahre ich, dass Riff am vorderen Ende der Konstruktion entdeckt wurde und dort mit irgendetwas beschäftigt ist. In seiner Begleitung befinden sich noch zwei weitere Giftgeister. Was sich dann dort oben an Kampf entfaltete entzog sich meinen Blicken. Ich schaute die Konstruktion entlang, immer darauf gefasst einen stürzenden Gefährten mit einem Zauber aufzufangen. Sana hinter mir wurde auch langsam unruhig. Im ComLink vernehme ich den Kampflärm, während hier unten ansonsten nichts zu bemerken ist. Flinx und Al beschäftigen sich mit den Geistern und versuchen Riff von der Bombe, um die es sich da oben wohl handelt, abzulenken. Spoty ist mittlerweile zu einem LoneStar durchgedrungen und versucht die Gefahr zu beschreiben, als zwischen den Lampen aus etwa 15 m ein Körper herunterfällt. Noch bevor ich reagieren kann, knallt Riff zwischen die Massen und ist offenkundig auf der Stelle tot. Wie gut, dass das keiner meiner Gefährten war. Verdammt nochmal, ich wäre einfach zu langsam gewesen. Mit dem entstehenden Tumult ziehen sich meine Gefährten zurück. Lediglich Garp bleibt, und versucht die Bombe zu entschärfen. Eine Beobachtungsdrohne publiziert seinen erfolgreichen Versuch für alle sichtbar auf die große Leinwand. Wir ziehen uns zurück.

Spoty erklärt LoneStar die Umstände. Das Gift wird sichergestellt und Garp, sowie Spotys Firma, dessen Angestellter Garp plötzlich ist, werden entsprechend gefeiert. Es gibt sogar eine Belohnung. Und Garp wird die nächsten 2 Tage als Held gefeiert. Nicht die beste Werbung für einen unauffälligen Shadowrunner, aber jeder hat das Recht auf seine "5 Minuten Berühmtheit". Es sei Garp von Herzen gegönnt, und in einer Woche ist das alles wieder vergessen. Aber was lernen wir daraus. Politik ist ein schmutziges Geschäft und es ist jedem gegeben ein kleines Stück der Welt zu retten.

******************

Zwei Tage später flauen die Gespräche über die Heldentat ab. Keine Reporter mehr. Es kehrt wieder Frieden uns unser Chummerleben. Heute ist Samstag. Ich glaube, der 24. Februar. Ja, das müsste stimmen. Und Alexej besucht uns. Nach kurzer Gratulation zu vergangenen Taten lässt er sich über unseren kleinen Trip nach Singapur aus. Geplante Abreise ist fürs erste der 19.03., aber das kann sich noch geringfügig ändern. Alexej will anschließend in Australien noch eine Kleinigkeit erledigen und fragt doch tatsächlich mich, ob ich ihm nicht Rückendeckung geben könne. Über einen Preis werden wir uns wohl noch einig werden. Viele Infos rückt er mal wieder nicht raus. Er müsse einen Gegenstand abholen. Nicht großartiges, eher eine Kleinigkeit, aber er wolle jemanden hinter sich wissen. Es dauert vermutlich nur ein bis zwei Tage extra. Ich werde mich wohl mit ihm noch einmal genauer auseinandersetzen müssen.

Also noch einmal zusammen gefasst. Stand der Dinge ist: Wir wollen nach Singapur, weil dort eine heiße Spur zu Torbrin führt. Angeblich ist er dort sogar anzutreffen. Dieser ganze Aufwand wieder aufgrund dieser magischen Teile von Marlow. Nun gut. Mitgehangen - mitgefangen, oder wie sagt man?

Al ist mal wieder die Vorsicht in Person und gräbt sämtlich Kontakte nach Infos an, aber nach unserem Desaster in Atzlan ist das durchaus verständlich und ich hoffe aufrichtig, er findet nützliche Hinweise. Unser Weg wird in eine Unterwasserstadt, Arcologie, führen. Ich habe keine genaue Ahnung, was ich mir darunter vorzustellen habe. Aber vermutlich plant da mal wieder ein Konzern irgendwelche geheimen Geschichten.

Der Hinweg wurde von Alexej schon geplant: Wir schmuggeln uns auf ein computergesteuertes Containerschiff und kommen ohne abzusehende Probleme nach Singapur. Vor Einfahrt in den Hafen springen wir ab und tauchen in die Unterwasserstadt ein. Die Unterwasserschleusen sollen mäßig gesichert sein. Ein Teil des Teams geht direkt an Land, sozusagen als Rückendeckung.

Die Landessprache ist Englisch und natürlich irgendwelche einheimischen Dialekte. Grundkenntnisse im Tauchen mit Gerät sollten vorhanden sein, bzw. die Sache vereinfachen. Nun, wir haben ja nun noch ca. 4 Wochen Zeit, um uns vorzubereiten. Allem Anschein nach ist Flinx nicht besonders daran interessiert mitzukommen. Wir werden abwarten müssen, wie er sich letztendlich entscheidet.

Die Infosuche ist nicht so ganz mein Ding, also versuche ich mich ein wenig im Training und meine geringen Fertigkeiten auszubauen...

Nachdem ich nun kurz vor den Feiertagen Opfer dieses heimtückischen Überfalls wurde und mir ein Teil meiner magischen Kraft geraubt wurde, habe ich nach langem Ringen entschieden, diese Lücke wieder zu füllen. Und ich denke sinnvoll. Spoty ist bereit mich finanzielle zu unterstützen und so habe ich mich mit den Ärzten beraten. Am 5. März ist es soweit. Ich werde mir auch etwas Blech implantieren lassen.

Spoty hat mir versichert, dass die Ärzte spitze sind und auch Erfahrung mit Beta-Zeugs haben. Nach langem Ringen und mit dem Vertrauen in den Leumund des Krankenhausteams habe ich mich für Verstärkte Reflexe (St.2) Reaktionsverstärker (St.1) und eine Chipbuchse entschieden. Und wenn die Jungs keinen Mist bauen, muss mir auch weder um meine Magie, noch um Karma oder Chi Sorgen machen. -

Es hat geklappt! Nun bin ich ein schnellerer Troll. Und schaue in den nächsten Kämpfen vielleicht nicht mehr nur noch zu. Drei Tage später kann ich entlassen werden. Es fühlt sich gut a, sage ich Euch. Man fühlt sich gleich sicherer auf den Straßen, wenn man weiß, dass man nun schneller reagieren kann, und den meisten anderen etwas voraus hat.

Mit Spoty und ihrem Verhanglungsgeschick kann ich mir ´nen virt. Lehrer (8/8) für Stabkampf zulegen. Wird ja auch Zeit, dass ich mit meinem Stecken gescheit umzugehen weiß. Hoffentlich kann ich die Zeit nutzen. Und Flinx ist der richtige Partner, um meine Heimlichkeitsfertigkeiten entsprechend zu steigern. Schließlich ist es nicht immer von Vorteil, wie der Troll im Porzellanladen vorwärts zu trampeln. In den Barrens hat das noch meistens funktioniert. Mein Auftreten ist für die meistens immer noch einschüchternd genug, aber in jüngerer Zeit hat sich gezeigt, das der Weg durch die Hintertür oft effektiver ist.

Der 15.03.2057. Ein besonderer Tag in meinem Leben. Gestärkt und motiviert durch die erfolgreiche Aktion im Superdome, der Rettung von halb Seattle und der Tötung RIFFs, dieses fiesen Giftgeistschamanen, fühle ich mich bereit die Rituale zur Verstärkung meiner Magie einzugehen. Ich initiiere und spezialisiere mich fürs erste auf Anrufung, um meinen Elementaren mehr Kraft zu verleihen.

Ein großer Schritt für mich, aber ich werde es wagen. Wie sagt Al so schön: Die Magie ist erwacht und wird stärker - wir müssen mit der Zeit gehen.

Flinx steht mir zur Seite. Ich bin mir nicht sicher, was mich erwartet und ob ich dem gewachsen bin, aber jetzt geht’s los:

>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

Der sternenklare Himmel vermittelt eine ruhige, kriegslose Atmosphäre, wie ich sie schon lange nicht mehr gespürt habe. Der Krieger in mir, der das Kämpfen liebt, aber das Töten verabscheut, ist vollkommen zufrieden. Ich habe meine Pflicht getan und alles ist richtig. Das Lagerfeuer brennt und verbreitet wohlige, heimische Wärme. Ich kaue an einem frisch erbeuteten, nun gebratenen Stück Hasenfleisch. Es schmeckt lecker, wie lange nicht mehr. Nicht zu vergleichen mit dem Fraß, den ich in den Strassen von Seattle in mich reinstopfen musste, um zu überleben. Jetzt ist alles anders. Ich habe den Weg der Initiation beschritten, und weiß, dass ich damit einen Bereich der Mysterien erreicht habe, der mich formen und weiterentwickeln wird, wie ich es mir in meinen Träumen nicht habe vorstellen können. Ich weiß. dass ich nun ein Teil der Erde bin. Berge, Täler, frisch bestellte Äcker - das alles auch ein Teil von mir. Ich bin ein Teil der Welt geworden, nicht nur ein unbedeutendes etwas, das auf ihr lebt. Nun bin ich ein Teil der Welt, das die Erde beschützen und bewachen soll. Ich bin der Krieger, der die Feinde der erde bezwingen muss. Mutter Erde schreit um Hilfe, und nur wenige sind fähig, ihre Hilfeschreie zu hören. Nun bin ich einer ihrer Krieger.

Ich muss stets bereit sein.

Meine Heimat, die ich einst verlassen habe, hat sich jetzt vergrößert. Die Heimat sind nicht mehr nur die Jagdgründe meines Stammes, nein, durch das Betreten der großen Mysterien bin ich ein Krieger der Erde geworden, meine Heimat ist der ganze Planet. Ich bin nicht verantwortlich für alles schlimme, was passiert, aber ich weiß, dass die Erde mich rufen wird, wenn sie mich braucht. Egal wo!

Und ich weiß, dass ich bereit bin für die neu in mir entdeckte - oder schon immer schlummernde - Kraft und Pflicht auch meine eigenen Interessen zurückzustecken. Die Erde braucht mich. Ich bin ihr Magier, ihr weiser Mann, ihr Behüter. Ihr Sklave und ihr Herr.

Die Erde - mein Leben.

Mein Avatar sitzt mit mir an diesem friedlichen Lagerfeuer und wir bewundern die Sterne. Der riesige WOLF hat mir den Weg in die großen Mysterien der Initiation gezeigt und bereitete mir den Zugang zur ERDE. Die Erde, die schon IMMER mein Leben war. Ich lernte die Diener der Erde zu rufen, und nun auch, Ihnen eine große Macht zu verleihen. Die Erde stellt mir gerne ihre Diener zur Seite - wenn ich mich würdig erweise.

Der WOLF scheint sehr zufrieden mit mir. Er sitzt ganz nah bei mir, frisst seinen Teil der Beute, die wir gemeinsam gejagt haben. Wir schauen gen Himmel und beobachten den aufgehenden Mond, der langsam die Landschaft erhellt und den Sternen ihren Glanz nimmt.

Ich bin dem WOLF so nah, dass ich seine Ausdünstungen intensiv wahrnehme. Es ist nicht der Geruch eines Raubtieres, sondern der Geruch der Savanne nach einem Frühlingsregen, des Sandes an einem heißen Sommertag, des Herbstwindes, der über den Waldboden pfeift, der kaum wahrnehmbare Geruch des von Frost gehärteten Bodens. Ich beuge mich zu ihm herüber und streichle sein Fell. Es besteht nicht aus Haaren, sondern aus Tausenden kleiner Nadel- und Laubbäume, in seine Augen brennen Vulkane, sein Geifer sind kristallklare Wasserfälle und sein Körper fühlt sich an, wie ein von Sonne gewärmter Felsen.

Spielerisch schnappt er nach meiner Hand. Wir fühlen uns wohl.

Doch leider kann dieser Frieden nicht ewig dauern. Die Erde stöhnt immer noch unter der Unterdrückung und Vergewaltigung der Konzerne, der herzlosen Kreaturen, die sich Metamenschen nennen, und bei denen ich die Möglichkeit der gleichen Art anzugehören als Beleidigung auffassen würde. Sie sind immer noch Kinder der Erde, aber schrecklich missratenen Kinder. Ich bin Krieger, aber nicht Henker. Ich werde ihnen beibringen, die Erde nicht zu schänden, sondern in Einklang mit ihr zu leben.

Eine Ohrfeige zur richtigen Zeit hat noch niemandem geschadet.

Ich stehe auf und betrachte mit Sorgen die Sturmwolken, die sich am Horizont abzeichnen. Stürme, Tornados, Orkane.

Etwas zischt an meinem Ohr vorbei.

Es fliegt. Es fliegt gegen den Sturm, gegen die dunklen Wolken am Horizont. Es scheint eine Ewigkeit zu dauern, bis der Gegenstand die Wolken erreicht. Sie werden auseinandergeschnitten, das etwas teilt die Stürme wie ein heißes Messer durch Butter geht. Der Schnitt ist klein, aber ich weiß, ich bin nicht allein. Ich bin nicht der einzige Krieger. Auch andere stehen an der Seite von Mutter Erde.

Der Gegenstand kommt zurück. Wieder dauert es eine kleine Ewigkeit, aber ich strecke meine Hand aus und das fliegende Etwas landet in meinen schwieligen Fingern.

Ich schaue auf den Gegenstand in meiner Hand. Ich bin erstaunt, verdutzt. Ich habe etwas erwartet, was mich an meine Wurzeln, an meinen Stamm, an meine Heimat erinnert. Aber nein. Es ist ein Bumerang.

Seine Oberfläche ist von leuchtenden Linien durchwirkt. Manalinien, von denen ich nicht nur glaube, sondern weiß, dass sie mir gehören. Es sind nur wenig Striche, und nichts ist wirklich deutlich, doch es ist alles, was ich sehen muss.

WOLF steht hinter mir und seine Anwesenheit gibt mir deutlich zu verstehen: Ich helfe Dir, deine Macht zu vergrößern, aber nun ist es deine Aufgabe den Bumerang zu finden und Mutter Erde zu dienen. Danach erwarten Dich weitere Aufgaben.

Zuerst aber alles der Reihe nach. Wir setzen uns wieder ans Feuer und essen unsere Portion zu Ende.

<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<

Welch ein Erlebnis. Dieser Tag und dieser "Traum" brennen sich in mein Gedächtnis. Nun bin ich Krieger von Mutter Erde... Muss das so sein, oder ist etwas schief gelaufen?

Nun dann werde ich mal schauen, ob ich diesen Bumerang finde, mein einziger Hinweis sind die Runen. Ein Bumerang - hmm, kommen die nicht ursprünglich aus Australien, von den Aboriginies.

Das trifft sich ja gut.

Am nächsten Morgen suche ich nach solchen Runen und deren Verwendung im Netz. Die anderen werde ich da erst mal raus lassen. Vielleicht war das ja doch nur eine schlechter Trip und ich mache mich total lächerlich. Aber die neue Kraft ist da. Ich nutze den restlichen Tag und beschwöre meinen ersten Elementar in großer Gestalt. Apoll - auf das er mir gute Dienste leistet.

Wie zu erwarten ist unser Timing mal wieder prächtig. Alexej will mich wirklich als Rückendeckung und gibt mir nochmals Ritualmaterialen für einen weiteren Elementar, Marcus, damit ist meine Kapazität erschöpft.

******************

Und dann geht es am 17.03. nun doch schon aufs Schiff. Und unser Trip nach Singapur nimmt seinen Lauf. Wir entern das automatische Schiff ohne Problem. Wie geplant, hat Alexej 2 Wohncontainer in letzter Minute nach Singapur in Auftrag gegeben. Diese sind im oberen Bereich des Containerschiffs verladen worden, und wir haben eine recht komfortable Überfahrt.

Mit von der Seepartie sind Spoty, die es nicht bleiben lassen konnte Sana mitzunehmen, Al, Siggi, Garp und Bonita. Willy hat sich noch bereit erklärt mitzufahren, während Sandra und die Kinder ganz offiziell als Touristen nach Singapur geflogen sind, um da 2 Wochen Urlaub zu machen. Außerdem natürlich Alexej und Nelly wird wohl hin und wieder reinschauen. Flinx konnte nicht mehr überzeugt werden. Er hatte erst ein schlechtes Gefühl und nun etwas anderes vor. Schiff ahoi.

Vorm Fernseher sitzend sorgt Alexej am Abend des 18.03. mit seinem Geschrei für Alarmstimmung. Doch es ist "nur" die Bekanntgabe der Präsidentschaftskandidatur von Dunkelzahn. Ein Drache als Präsident der UCAS, und das nachdem wir den anderen Kandidaten gerade erst gerettet haben. Nun ja, wir leben in interessanten Zeiten.

Mit diesen Gedanken beschäftigend, gehen wir zu Bett. In der Politik kann wirklich jeder was werden.

Dann der Alarmschrei. Noch ne Präsidentschaftskandidatur? - nein Ernst. Da ist was los. Die aufgestellten Sensoren geben Alarm. Noch weiß keiner was überhaupt los ist. Spoty und Sana sind die ersten, die auf Deck sind und sich von dem oberen Container aus ein Bild machen. Der Rest folgt kurze Zeit später.

Vom Vorderdeck aus, aber auch von hinten nähern sich uns langsam 10 schleimige Riesen-Meeres-Egel. Ich habe solche Viecher noch nie zuvor gesehen und vermute, den anderen geht es ebenso. 3-5 m groß, so genau kann ich das nicht abschätzen, und leider wissen wir auch nicht, welcher Art die von denen ausgehende Gefahr ist. Können die zaubern, Gift verspritzen oder wollen die uns einfach fressen. Die beiden nächstkriechenden Wesen werden mit dem Gewehr aufs Korn genommen. Spoty kann Erfolge verzeichnen. Al versucht welche zu betäuben und hat unerwartete Schwierigkeiten mit der Zaubernachwirkung. Den Göttern sei Dank, die Egel sind recht langsam, so dass wir im Fernkampf unser gesamtes Potenzial entfalten können. Lediglich Sana springt davon, um sich im Nahkampf den Wams voll zu schlagen. Wohl bekomm´s! Auch mit dröhnt nach dem Zaubern ordentlich der Schädel. Kurze Zeit später stellt Alexej oder Al fest, dass wir wohl gerade einen Manasturm durchfahren. Nichts desto trotz werden wir mit den Kreaturen fertig. Lediglich Sana kommt noch in Bedrängnis, als eine größere Welle während des Kampfes über das Schiff rollt. Spoty eilt ihr zu Hilfe und lediglich ein Monstrum kann ins Wasser entkommen. Die Leichen werden von Deck gespült

Al und Alexej untersuchen das Phänomen des Manasturms noch ein wenig, doch unsere Reise geht ohne Unterbrechung weiter. Das Robotschiff hat eh keine Notiz von dem Vorfall genommen, da es zu keinen Beschädigungen kam. In etwa 4 Wochen sollten wir Singapur erreichen.

Zeit genug, um sich noch ein wenig fortzubilden und in verschiedenen Kampftechniken (Stab auf 4, Athletik auf 3, Tauchen auf 1) zu trainieren. Alle nutzen die Zeit so gut es ihnen möglich ist.

...to be continued

April - Juni 2057

Die Sonne knallt erbarmungslos aufs Deck. Im Wohncontainer ist es auch nicht auszuhalten. Das Training geht gut voran, aber die Nerven liegen blank. 9 Leute für knapp vier Wochen auf engstem Raum ein zu sperren, ohne viel Ablenkung, und dazwischen noch ein duales Katzenvieh, das ist schon eine Belastungsprobe. Wir können es kaum noch abwarten und sehen den Tag herbei, an dem wir endlich von Bord und ins Wasser können. Geplant ist das Containerschiff in Küstennähe zu verlassen und dann direkt zur Arcologie zu tauchen, um dem Radar zu entgehen.

Am 18.04. ist es soweit. Der Küstenstreifen Singapurs ist in Sichtweite. Bonita und Spoty sollen mit Sana Richtung Küste tauchen und an Land gehen, und die schnelle Eingreiftruppe von außerhalb bilden. Alexej will uns, das sind Al und Garp, Siggi, Willy und mich direkt durch einige Unterwasserhöhlen in die Nähe der Shadowhill Unterwasser-Arcologie führen.

Das Wasser ist erfrischend kühl. Wir fahren immer zu zweit einen Torpedoschlitten, oder wie immer diese Dinger heißen mögen. Ich kann gar nicht genau sagen, was schief gelaufen ist, aber irgendwie gab es Trouble mit Sana. Wir sind davon ausgegangen, das sie hinter Spoty herpaddelt, aber stattdessen taucht sie ab und folgt Alexej. Ich versuche noch sie zu erwischen, aber die Katze ist einfach zu wendig, selbst unter Wasser. Also werden wir uns da unten um Sana kümmern müssen.

Alexej leitet uns durch zerklüftete Felsformationen, in den das Wasser oder Vulkantätigkeit in Jahrtausenden natürliche Hohlen hat entstehen lassen. Ein wenig bedrückend und eng wirkt das ganze schon auf mich, und ich muss mehr als einmal befürchten stecken zu bleiben. Die Verständigung unter Wasser ist natürlich etwas schwierig und so kann ich nur vermuten, dass Spoty tobt, aber offenkundig ist sie uns nicht gefolgt und bleibt bei dem Plan.

Vor uns erstreckt sich nun eine etwas geräumigere Höhle und wir tauchen in einer Luftblase auf. Ob dies natürlichen Ursprungs ist, oder hier Luft hereingepumpt wurde, kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall werden wir erwartet. Wie zwei alten Freunde begrüßen sich Alexej und der Zwerg, der für uns einen Durchschlupf durch die Barriere offen hält. Hmm, interessant, ich dachte immer so was ginge nicht, oder würde zumindest Alarm auslösen. Na ja, vielleicht kann ich ihn später mal dazu befragen. Er stellt sich als Ralf Bradbur vor. Wir folgen ihm und hinter uns schließt sich der Vorhang wieder. Er führt uns durch die Felsformationen, die hier am Rand noch sehr natürlich wirken in eine Höhle, in der Bettstätten und ein fast reichhaltig zu bezeichnendes Buffet für uns bereit stehen. Wir verweilen nicht lange, denn er zeigt uns nicht ohne Stolz die bauliche Leistung dieses Projektes. Wir bleiben am äußeren Straßenzug, können aber von hier einen guten Überblick erhalten. Er deutet auf die Barriere, die die Wassermassen abhält und zeigt auf die vielen Arbeiter, zumeist Zwerge, die den Bau vorantreiben. Diese der Küste vorgelagerte Felsmassiv unter der Wasseroberfläche scheint komplett durchlöchert zu werden. Es ist beeindruckend. Ralf deutet zu einem Rohbau, der recht weit ab vom Schuss liegt, und meint, dass wir uns dort mit Torbrin treffen werden. Ich bin ganz erstaunt, dass es diesmal so einfach ist, als ich einen dumpfen Knall vernehme und Ralf neben mir nach vorne wegsackt. Ein Schuss in den Hinterkopf. Ich springe zur Seite und in Deckung, um mir einen Überblick zu verschaffen. Mist, doch eine Falle, es wäre auch zu schön gewesen. Die anderen sind auch zurückgewichen, lediglich Alexej steht stumm da, und senkt seine mit Schalldämpfer versehen Waffe, um sie dann wieder einzustecken.

Was um alles in der Welt war das denn jetzt. Alle erheben sich langsam wieder aus ihrer Deckung und nachdem der erste Schock vorüber ist, und das Schweigen gebrochen, bestürmen wir Alexej mit Fragen.

"Was sollte das denn? Was ist los? Alexej, sprich endlich!"

Alexej schaut mitgenommen aus. Er könnte es nicht ändern. Es täte im mehr leid, als er uns jemals verständlich machen könnte. Er könne aber nichts weiter dazu sagen.

Ratlosigkeit macht sich in der Gruppe breit. Wie sollte man damit umgehen. Ich für meinen Teil war extrem irritiert. Was war bloß in Alexej gefahren. Er sagt, er hätte seine Gründe, und? Nun? Während wir noch unschlüssig dastanden, bzw. ihn anschuldigten und beschimpften, schleppte er die Leiche beiseite und verschwand. Später sagte er, er hätte den Leichnam von einem Wasserelementar entsorgen lassen.

Ich musste nur die ganze Zeit an unseren gemeinsamen Auftrag in Australien denken. Wie weit kann man Alexej nach einer solchen Aktion über den Weg trauen. Extrem skeptisch zog ich mich mit den anderen zu der Höhle zurück.

Decken und Verpflegung waren vorhanden, aber niemand war zu Essen zumute. Ralf hatte uns den Treffpunkt für morgen gezeigt, bevor er von uns ging... Geht man jetzt dem Alltagstrott weiter nach. Ich glaube, ich bin noch nicht lange genug in den Schatten, um so etwas wegzustecken. Als Alexej zurückkehrt versuche ich ihn nochmals beiseite zu nehmen, um mir den Vorfall erklären zu lassen, und vielleicht etwas Vertrauen in den Mann zurückzugewinnen. Alexej bringt kein Licht ins dunkel, scheint aber offensichtlich auch darunter zu leiden. Ralf sei wie ein Bruder gewesen... und solche Sachen, aber das macht es nicht besser. Ich will mir die Sache in Australien noch überlegen.

Unruhig falle ich in den Schlaf.

Am nächsten Morgen, 19.04., hat Siggi schlechte Nachrichten. Während der Nachtwache hatte sich Sana aus dem Staub gemacht. Sie war am Höhleneingang entlang geschlichen, und mit 2-3 großen Sprüngen in der Dunkelheit verschwunden. Bis zum Treffen war noch ein wenig Zeit und einige von uns machten sich auf die Suche nach Sana. Natürlich mit der gebotenen Vorsicht, aber leider Vergebens. Oho, das gibt Ärger. Diese Katze hier in der Arcologie, Spoty oben an Land...

Aber was bleibt uns anderes als abzuwarten.

Zum vereinbarten Zeitpunkt machen sich Al, Siggi und Alexej auf den Weg. Wir anderen suchen uns in Sichtweite gute Plätze, um gegebenenfalls eingreifen zu können. Tatsächlich taucht ein Ork auf und den Gesichten meiner Gefährten zufolge scheint es sich um den gesuchten persönlich zu handeln. Das ist ja mal eine positive Überraschung. Offensichtlich verläuft das Gespräch ganz gut.

Etwa 10 Minuten später ertönt ein dumpfes Grollen von der anderen Seite der Arcologie. Dann ein Donnern und die Arbeiter auf den zahlreichen Baustellen unterbrechen ihre Arbeit. An der Wasserseite entsteht ein Aufruhr. Irgendetwas ist im Gange.

Ich kann nicht mehr genau sagen, was dann alles passiert ist, aber Torbrin hatte was von Verfolgern erzählt und das er nirgends sicher sei. Er hat Al die Rose geschenkt, geschenkt!!, und meinte dann wir sollten uns besser verdrücken. Wie auch immer die Lage gerade war, Rückzug war sicher nicht verkehrt, denn mit berstendem Getöse gab offensichtlich die Barriere nach. Irgendwer rief was von Apokalyptischen Reitern und alle magisch Aktiven wandten sich gegen die Eindringlinge. Wir zogen uns unterdessen in stürmischer Flucht zurück. Wir rannten zu den Tunneln auf denen wir hineinkamen, während hinter uns ein Kampf ums Überleben und gegen die Wassermassen entbrannte. Ich ließ Apoll die Tunnel hinter uns mit Fels verschließen und so gelangten wir trockenen Fußes doch zu der Höhle in der wir gestern Ralf trafen.

Al hat die Blume! Aber was sonst ... Was war da los? Die Reiter der Apokalypse, schon wieder? Erst laufen die uns in Atzlan über den Weg, und jetzt hier. Und wenn ich meine Chummer richtig verstehe, hatten sie das Vergnügen auch schon in Afrika. Wer sind die bloß und warum tauchen die immer wieder in unserer Nähe auf...

Und während mir noch diese Gedanken durch den Kopf schießen, höre ich vor mir einen entsetzten Aufschrei. Was denn nun noch! Willy steht ein wenig schockiert auf dem Höhlensand. An ihm vorbei blickend entdecke ich Sana. Oh, sie ist schon hier. Na, Gott sei Dank. Das Tohowabuh hinter uns hätte sie wohl kaum überlebt, und das hätte ich Spoty nicht beibringen wollen.

Aber warum der erschreckte Aufschrei und keine Freude? Als ich näher komme stockt auch mir der Atem. Sana´s Maul ist blutverschmiert. Auch im Sand vor ihr einige Blutspuren und in Sana´s Maul...

Oh mein Gott! Dort hängen aus ihren Lechzen irgendwelche Körpergliedmaße heraus. Sana schaut ziemlich friedlich, vielleicht ein wenig aufgeregt, aber auf Willys Befehl, oder Bitte, lässt sie die Gliedmaße aus und zieht sich ein wenig zurück.

Der Schock sitzt tief. Ein Schrecken jagt hier den nächsten. Willy und ich untersuchen die Körperteile. Mal wieder stehe ich aber eher nutzlos dabei. Willy stellt fest, dass es sich um die Gliedmaßen eines zwergischen Kindes handelt. Eindeutig von einem Raubtier gerissen, aber nicht gefressen. Wie eine Hauskatze, die ihrem Herrchen eine gefangen Maus, tot gebissen, auf die Türschwelle legt. Mir dreht sich der Magen um. Im ersten Moment möchte man der Wildkatze eine Kugel durch den Kopf jagen, aber dann schaut sie einen lammfromm an.

Und wer ist Schuld, wenn ein Hund zufasst. Der Hund oder der Besitzer, der ihn abgerichtet hat. Es ist und bleibt ein wildes Tier. Nicht grundsätzlich böse oder gut. Sondern lediglich ein Tier, welches seinem Instinkt folgt. Oder liegt der Fall bei Sana anders. Schließlich ist sie ein erwachtes Wesen. Und Mag hat seiner Zeit schon große Gefahr in dem Tier gewittert und die seltsame Verbindung zu Spoty. Das ist der nächste Punkt. Wenn wir Sana verletzen leidet Spoty auch. Zumindest war das bei der Begegnung mit Mag so. Ich fürchte, Sana´s Verurteilung und Züchtigung für diese abscheuliche Tat muss warten.

Jetzt haben wir andere Probleme. Das Rumoren der einstürzende Arcologie wird immer lauter. Die Wassermassen haben sich ihren Weg gesucht. Für uns wird es Zeit das Feld zu räumen, bevor hier die Kons mit ihren Spezialtrupps auflaufen und Untersuchungen anstellen. Das Wasser wird langsam ruhiger oder ist das die Ruhe vor dem Sturm. Egal, wir müssen hier raus.

Willy verschart noch die Überreste von Sana´s Beute. Wir verharren einige Sekunden in stiller Trauer und legen dann die Atemmasken an. Auch wenn Sana nicht meine Katze ist, und sie nicht in meiner Wache abgehauen ist, so fühle ich mich doch mitverantwortlich. Aber auf Willy, den kennt sie schließlich am besten, müsste sie doch hören. Auf jeden Fall soll Sana uns folgen. Offensichtlich hatte sie ja keine Schwierigkeiten, unter Wasser zu atmen. Seltsames Tier!

Wir tauchen also ab und schwimmen in großem Bogen an die Küste. Die Aufregung noch in den Knochen fällt uns nicht auf das Sana unterwegs auf der Strecke bleibt. Sie war ein wenig langsamer als wir mit unseren Tauchschlitten, aber plötzlich war sie fort.

Ohne Aufsehen zu erregen tauchen wir an einem entfernten Strand auf. Ich will auf Sana warten, damit sie hier an Land nicht auch noch für Aufregung sorgt. Willy will natürlich schnellsten zu seiner Frau und den Kindern. Garp leistet mir am Strand Gesellschaft, während der Rest in die Stadt aufbricht und zu dem Hotel fährt, in dem sowohl Spoty und Bonita, als auch Sandra und die Kinder abgestiegen sind. In Willys Haut möchte ich auch nicht stecken, schließlich hat er seine Kinder und Sandra in der vergangenen Zeit des öfteren in Sana´s Obhut gelassen. Dem ist bestimmt auch mulmig zu Mute. Und dann die Konfrontation mit Spoty, die auf ihre Katze kein falsches Wort kommen lässt. Ich bin froh am Strand geblieben zu sein.

Leider taucht Sana auch in der nächsten Stunde nicht am Strand auf. Das gefällt mir nicht, aber Garp drängt darauf zu den anderen ins Hotel zu fahren, soll Spoty doch ihre Katze suchen.

Im Hotelzimmer treffen wir die versammelte Gruppe. Auch Sandra und Willys Kinder sind anwesend. Aber die Stimmung ist eisig. Kein Wunder bei den unbegreiflichen Vorfällen der letzten 2 Tage. Erst Alexej, dann die Apokalyptischen Reiter und schließlich Sana.

Das große Geschrei habe ich offenbar schon verpasst, jetzt herrscht nur noch eisiges Schweigen. Niemand findet die richtigen Worte und Spoty glaubt kein Wort von dem was man ihr erzählt hat. Auch mir will sie nicht glauben. "Wo Sana jetzt sei? Das hätte bestimmt seinen Grund gehabt? Sie wollte uns damit etwas zeigen..." Ja, das sie ein wildes Tier ist, und das man sie keine Minute aus den Augen lassen darf. Aber das sage ich nicht. Schließlich ist sie uns schon wieder entwischt. Alexej und Al haben sich direkt über Spotys Whisky-Vorräte hergemacht. Sandra und die Kinder haben sich bei den ersten Worten recht schnell verdrückt, während Willy sich dem Frustsaufen anschließt. In den ersten Nachrichten von den Vorfällen an der Küste wird spekuliert, ein U-Boot sei vor der Küste explodiert. Nun ja, die öffentliche Meinung wird schon zufrieden gestellt werden. Spoty hat sich direkt auf den Weg zum Strand gemacht und will auf Sana warten oder sie suchen.

Ich kann hier nicht einfach rumsitzen. Ich brauche jetzt etwas Ablenkung. Nach kurzem Stöbern im Netz entscheide ich mich das hiesige Nachtleben zu erkunden, um wenigstens für einige Stunden das Geschehene zu vergessen. Garp begleitet mich natürlich.

Unglaublich, aber meine Wahl war gut. Am Eingang des Nachtclubs werde ich mit großem Brimborium empfangen. Man beglückwünscht mich als Millionsten Gast, was natürliche freie Verköstigung mit einschließt. So wird einem das vergessen leicht gemacht. Irgendwann ist Garp verschwunden, ich glaube so gegen 2. Ich weiß nicht mehr, wann ich heimkam, aber irgendwie schaffe ich es, mich und den riesigen Präsent-Freßkorb ins Hotel zu schaffen. Dann wird’s mächtig dunkel.

Eigentlich hätte der Kater am nächsten Morgen furchtbar sein müssen, aber Al hatte wohl magische Vorsorge getroffen. Nichts desto trotz sieht mein Präsentkorb ziemlich gerupft aus und meine Chummer wollen mir tatsächlich weiß machen, man hätte mich in der Nacht noch überfallen oder so. Nun, sei ´s drum, ich hätte eh mit Ihnen geteilt.

Spoty ist noch nicht zurück, bittet Al aber telefonisch um Hilfe. Al macht sich auf zum Strand. Unterdessen machen Garp, Siggi und ich mich auf den Weg in ein Matrix-Cafe, um uns ein wenig auf den neuesten Stand zu bringen. Die öffentlichen Mitteilungen zum Vorfall in der geheimgehaltenen Arcologie sind entsprechend nichtssagend. Garp soll auch etwas über die Runen herausfinden. Lediglich ein Emblem mit vergleichbarem Runenmuster ist herauszukristallieren. Ansonsten wird Garp im Netz nicht fündig, wohl aber werden wir gefunden... Gerade noch rechtzeitig können wir uns aus dem Staub machen. Garp, da hast du irgendwie Mist gebaut.

Gegen Abend trifft sich alles im Hotel. Auch Spoty und Al tauchen nach erfolgloser Suche wieder auf. Spoty ist ziemlich aufgelöst und wütend. Irgendwie schiebt sie die Schuld auf Siggi, der beim Abtauchen nicht mit Spoty tauschen wollte, als klar wurde, das Sana nicht an Land geht, sondern taucht. Wäre Sie dabei gewesen, hätte das alles anders ausgesehen...

Nun, das ist jetzt nicht mehr zu ändern.

Aber um die Wogen zwischen den Chummern wieder ein wenig zu glätten, geht es abends noch einmal ins Singapurer Nachtleben. Spoty will uns alle einladen. Danke Spoty, das hilft die Geschehnisse ein wenig zu verschleiern, aber vergessen werden wir das wohl so schnell nicht.

Am Morgen des 21.04.57 teilt uns Alexej mit, er habe ein Segelboot mit Ziel Australien gechartert. Von dort sei eine inoffizielle Ausreise Richtung Seattle leichter zu bewerkstelligen. Nun, immerhin etwas. Alexej sorgt wie versprochen auch für eine gesicherte Rückreise. Allerdings soll es schon morgen losgehen. Willy will mit seiner Frau und den Kindern noch 2 Wochen Urlaub in Singapur anhängen und dann offiziell ausreisen. Spoty will ebenfalls noch bleiben und hofft darauf Sana zu finden.

Wir gehen noch ein wenig shoppen, Andenken und Souvenirs besorgen, und machen uns für eine Abreise am nächsten Morgen bereit.

Ich versuche krampfhaft etwas mehr über diesen Bumerang, seine Bedeutung und die Seltsamen Linien herauszufinden. Nachdem die Matrixforschungen nur mäßig erfolgreich waren suche ich die Adressen der Firmenniederlassungen mit dem Emblem auf. Nichts. Auch über derartige Runen im hiesigen Raum lässt sich in der Literatur nichts finden. Nach mehren Kramläden und vergeblichen Anläufen kaufe ich mir ein Buch, das vielleicht Aufschluss geben kann. Ansonsten erwarte ich frustriert unsere Ankunft in Australien. Vielleicht lassen sich vor Ort bessere Spuren finden. Meine Güte WOLF, da hast Du mir aber eine Süppchen eingebrockt.

Am 22. treffen wir uns am Hafenkai. Das Boot entpuppt sich als ein kleiner Motorsegler, welcher der Gruppe gerade genug Platz bietet. Der Captain, Ray Bradbury, gibt zu verstehen, dass er keinerlei Magie auf seinem Boot duldet. Wir stechen in See. Die Zurückbeliebenden winken zum Abschied.

Einige Tage später geraten wir in einen Taifun. Den meisten bekommt diese Schaukelei nicht, und sie sind einigermaßen handlungsunfähig.

Im Morgengrauen stellt Alexej fest, dass unser Captain wohl über Bord gegangen ist. Da es laut Al maximal eine halbe Stunde hersein kann, schicken wir Watcher aus, um ihn wiederzufinden, und dank Als Wassergeist kann dieser dann auch aus den schäumenden Wassermassen gerettet werden. Trotz vehementer Gegenwehr des zu Rettenden, wird dieser an Bord gezogen und erleidet auch prompt einen Schock, der ihn für mehrere Tage ans Bett fesselt. Offensichtlich ist seine Antipathie gegen Magie größer als erwartet.

Al kümmert sich um den Kranken, während Woody, Garp, Alexej und Bonita sich um die Steuerung des Bootes kümmern. Einigermaßen erfolgreich!

Der Captain wird nur langsam munter und korrigiert dann lediglich den Kurs. Wir haben weiterhin die Kontrolle über das Boot. Kein Wort des Dankes... Diese Seeleute - ein furchtbarer Schlag Menschen.

Etwas später als geplant erreichen wir am 14.05. die Küste Australiens, irgendwo im Nordosten des Landes. Mehr kann oder will uns der Captain nicht sagen und ist froh uns los zu sein. Wir müssen uns wohl zu Fuß gen Perth durchschlagen.

******************

Die Küste Australiens. Welch erhebender Anblick, und welche Wohltat endlich wieder Land unter den Füßen zu spüren. Mittlerweilen ist es Mitte Mai und ich habe das Meer echt satt.

Natürlich laden wir als erstes aus und machen ein Lagerfeuer. Kaum haben wir alles von Bord und das Schlauchboot ein letztes Mal zu der kleinen Yacht zurückgerudert, die die letzten 3 Wochen unser zuhause war, da hisst der Captain auch schon den Anker und wünscht uns ein schönes Leben.

Nun denn. Wir sind in Australien. Hier wollten wir hin. Jetzt müssen wir uns nur noch an der Küste halten und südwärts marschieren, um möglichst bald ein Dorf oder eine kleine Stadt zu finden, um dann möglichst schnell nach Perth zu kommen. Dort will Alexej seinen kleinen Privatrun einlegen, bei dem ich ihm Rückendeckung geben soll, und dort werden wir wohl auch ein Flugzeug in die Heimat finden. Die Sicherheitsmaßnahmen sollen hier nicht ganz so streng sein, so dass zu hoffen ist, auch die Leute mit niedriger SIN durch zu kriegen.

Das Lagerfeuer prasselt, und wir machen uns über unsere geringen Vorräte her. Bleibt zu hoffen, dass der Fußmarsch nicht zu lange dauert, dass dürfte bei Australiens Sonne nicht besonders angenehm werden. Jetzt am Abend ist es allerdings noch angenehm frisch.

Ich will gar nicht daran denken, dass ich auch noch eine Aufgabe hier in Australien habe - den Bumerang suchen - als ich zum Pinkeln etwas abseits trete und eine Erscheinung habe. Anders kann man das wohl nicht nennen. Aus dem Dunkeln taucht plötzlich geisterhaft ein Alter Mann auf. Offensichtlich ein Einheimischer, ein Aboriginie.

"Ich habe Dich erwartet." Ich bin fassungslos. Mir fehlen die Worte. "Mein Name ist Ma´a. Ich habe ein Geschenk für Dich." Mit ausladender Geste und scheinbar in Zeitlupe überreicht er mir ein gebogenes Holzstück. "Dieses alte Artefakt sucht einen neuen Herrn. Binde es an Dich und gib ihm einen Namen." Dieser alte Mann hat mir den Bumerang gegeben, den ich laut WOLF suchen sollte. Der Bumerang mit den fremdartigen Symbolen, Kraftlinien, deren Bedeutung mir fremd bleiben. Wahnsinn. Bevor ich jedoch weitere Fragen stellen kann, ist er verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt. Verdammt!

Ohne viele Worte zu verlieren, verschwindet der alte Mann wieder. War es ein Geist? Oder war er wirklich? Nur eine Vision? Aber ich halte den Bumerang in der Hand. Ich beschließe, der Sache nun die Bedeutung beizumessen, die ihr gebührt. Schnell sind die Schuhe ausgezogen und mich im Schneidersitz niederhockend, grabe ich meine Füße in die Erde und versinke in eine Meditation, um meinen stillen Begleiter zu rufen.

Die Erde - mein Leben. Ich möchte mich ihrer würdig erweisen. Über sie gebieten, aber auch ihr Sklave sein. Doch im Moment bin ich ratlos. WOLF - wo bist du? Zeig Dich, hilf mir, meinen Weg zu gehen. Ich habe den Bumerang erhalten. Doch, was nun? Es steckt mehr in ihm, als er mir derzeit offenbart. WOLF - gib mir einen Hinweis, sprich mit mir!

Was kann ich tun?

Eine weiter Frage beschäftigt mich. Als Diener der Mutter Erde, bin ich allein? Habe ich Gefährten, die denselben Weg gehen? Wem kann ich trauen, mich offenbaren? Ich befürchte, der mir gestellten Aufgabe nicht gewachsen zu sein, aber das ist Unsinn. Ich weiß, dass ich stark bin und jedes Problem lösen kann, wenn ich nur fest an mich glaube.

###########
Meine Meditation bringt mich zurück zu dem Feuer, wo ich mit WOLF gesessen und gegessen habe. Die Landschaft hat sich verändert. Der Himmel ist wolkenverhangen, ein gewaltiger Sturm erzittert die Erde. Der Boden unter meinen Füßen fühlt sich lebendig an - nein, dass ist nicht richtig - der Boden, die Erde fühlt sich misshandelt und schwer verletzt an. Fast als ob sie im Sterben liegen würde. Angsttropfen benetzen meine Stirn. Gaia hat Angst und gleichzeitig ist sie sehr wütend. Glücklicherweise nicht auf mich.

Wut und Angst sind eine gefährliche Kombination. Mein Avatar steht vor mir, aus seinem Maul hängt der Bumerang. Sogar das Aussehen des Wolfes hat sich verändert. Die kristallklare Bäche wurden zu industriellen Kloaken, seine Fellwälder sehen wie abgeholzte Landschaften

aus. Das Vulkanfeuer in seinen Augen ist dem Glühen einer Müllverbrennungsanlage gewichen. WOLF leidet mit Gaia und ich mit ihm. Aus

seinen Ohren steigt ein grüngelber Rauch, der meine Lungen verätzt, wenn ich einatme. Ich spüre die Qual und die Wut. Ich möchte um mich schlagen, beißen, schreien und verletzen. Egal wem, egal wo, egal wie.

Aus den Augen des Wolfes fließen blutige Tränen, die den Boden wie Säuretropfen verätzen. Er knurrt mich an, friedlich und sorgenvoll, wie eine Mutter ihr Kind. Trotz meiner gewaltigen Größe fühle ich mich klein und schwach. Aus den Augenwinkel sehe ich Geister, die uns umkreisen, wenn ich aber hinschaue, ist nichts da.

Eine Schlammwelle aus verrosteten Geräten, verfaulten Essensresten und giftigen Chemikalien vergräbt mich bis zu den Knien. Die Welle kam unerwartet, aber sie war nicht so stark, dass sie mich zu Fall gebracht hätte. Dem Himmel, Gaia sei Dank. Wenn ich unter dem Giftschlamm begraben worden wäre, würde ich wahrscheinlich nicht mehr existieren. Mindestens wäre ich nicht mehr ich selbst.

Werden die Leute auf diese Art und Weise zu Giftschamanen? Ich aber bin kein Schamane, vielleicht hatte ich deswegen Glück - oder ich bin stark genug mich dagegen zu wehren.

Mein Avatar bohrt seine unendlich traurigen Augen in die meinen und mit einer kurzen Bewegung des Kopfes wirft er den Bumerang. Der Bumerang fliegt los. Er strahlt ein wundervoll gesundes Licht aus. Kleine silberne Sternchen fallen von ihm ab, wie der Schwanz eines Kometen. Überall, wo die Erde berührt wird, wächst Gras, springt Kleingetier umher und eine friedvolle Atmosphäre macht sich breit. Wo die Sternchen nicht hinfallen, bleibt alles beim Alten.

WOLF: "Siehst du den Traum? Siehst du die Qualen und die Freuden? Siehst du es? Es ist alles und nichts. Das verbogene Stück Holz kann dir den Weg zeigen, es kann dir deinen richtigen Traum finden, es kann für dich den Weg in die Traumzeit finden. Es kann vieles und nichts. Es ist so stark wie der Träger, der es trägt. Mach es stärker, mach es wahr. Ma'a hat dir ein wundervolles Geschenk gebracht - es könnte aber auch nur ein verfluchtes Mitbringsel sein. Es wird das sein, was du daraus machst. Es wird dein Verderben oder deine Macht sein - die Wahl liegt bei dir. Der Bumerang ist zu alt, um sich an seinen eigenen Namen zu erinnern. Du musst für das Namenlose einen Namen finden und du musst es benennen. Schenke ihm einen Wahren Namen. Du wirst die Möglichkeiten spüren und erkennen, die in ihm stecken."

Der Bumerang beschreibt in der Zwischenzeit einen großen Bogen, innerhalb des Bogens ist eine Traumlandschaft entstanden, außerhalb blieb das Albtraumhafte. Der Bumerang fliegt mir in die Hand, ich fange ihn ohne Schwierigkeiten. Und ich weiß jetzt, dass er zu mir gehört. Ich bin der Träger. Dann spüre ich aber die Kälte zwischen uns. Noch nicht, noch gehört er nicht zu mir, ich muss ihn mir richtig verdienen, ich muss ihn an mich binden, ich muss es zu Ende bringen. Der (Alb)Traum hat gerade begonnen.

Als ich aus der Meditation zu mir komme, habe ich Tränen in den Augen und kalten Schweiß auf der Stirn. Die Zeit scheint stehen geblieben, doch ein Blick die Uhr sagt mir, dass etwa eine halbe Stunde vergangen ist. Ich sollte schleunigst zu meinen Kameraden zurückkehren, bevor sie mich suchen oder sich Sorgen machen - würden sie sich um mich Sorgen machen? Egal, nichts wie zurück zum Lagerfeuer. Außerdem habe ich Hunger!

Vor mich hin grummelnd kehre ich zurück.

"Super, na toll, verdammter Mist. Was habe ich mir da bloß eingehandelt? WOLF und Gaia könnten sich ruhig etwas klarer ausdrücken. Habe ich etwa Philosophie studiert!? Verdammter Dreck. Rätsel sind nicht meine Stärke. Hmm. Der Bumerang ist also alt. So alt, dass er seinen Namen nicht mehr kennt. Der Bumerang oder WOLF, wer kennt jetzt wessen Namen nicht? Ich soll nun seinen Namen finden oder ihm einen neuen geben, und ich muss ihn an mich binden. Ein wundervolles Geschenk, alt und stark - oder ein verfluchtes Mitbringsel?

Bin ich bereit? - Ich muss, ich habe lange genug mein Leben vergeudet. 5 Jahre in den Red Barrens abgehangen und nur das lebensnotwendigste getan. Okay, ich hatte auch meinen Spaß, aber jetzt geht es um etwas größeres. Ich werde mich würdig erweisen und nicht wanken.

Aber... wie geht’s nun weiter! Wenn ich doch nur mehr über diese alten Mythen, Gaia und diesen Kram wüsste... ich glaube ich sollte jemanden einweihen, dem ich vertrauen kann. Al? Ja, ich glaube, ich sollte mit Al darüber sprechen, der hat Verständnis für die großen Dinge im Leben. Der misst auch Marlows Wunderdingen irgendwas Großes bei, und hat mit Harlekin und Co. schon irgendwas großes geleistet. Ja, ich glaube mit Al sollte ich darüber reden. Und WOLF wird doch nichts dagegen haben...? Nein! Nicht bei AL.

Ich komme nicht dazu mit Al darüber ausführlich zu reden. Selbst Nelly, die mir auf dem Rückweg zum Lagerfeuer begegnet, fragt was wäre, und ob sie mir helfen könne... Hmm, weiß die schon was. Kann die hellsehen. Vielleicht muss ich da doch alleine durch.

########

Der Tagesmarsch ist anstrengend. Die Hitze macht der Gruppe zu schaffen. Ich weiß nicht, was mir besser gefällt die schwüle Hitze damals in Afrika oder dieser trockene Glutofen hier im nördlichen Australien. Vom Landesinneren nähert sich am Morgen ein Manasturm. Offensichtlich nicht besonders stark, aber wir treffen Vorkehrungen und verschanzen uns unter einer Barriere. Trotzdem macht mir das wohl sehr zu schaffen und ich gebärde mich wie ein Wahnsinniger und versuche mich unter der Barriere durchzugraben und zu fliehen. So jedenfalls erzählen meine Gefährten, dabei war ich so stolz auf meine Barriere...

Ansonsten verläuft der Tag recht eintönig. Beim Rasten versuchen wir immer ein wenig Schatten zu ergattern, und wir sehnen uns alle nach der Kühle der Nacht. Al hat beim Unherstreifen während seiner Nachtwache ein Apfelbaum in einer schattigen Klippenschlucht gefunden und uns einen Haufen Äpfel zum Frühstück gestellt. Ich habe schon während meiner Nachtwache und auch beim Frühstück ordentlich zugelangt. Endlich wieder etwas frisches. Wird Zeit das wir wieder etwas Zivilisation finden.

Am Abend des nächsten Tages erreichen wir endlich einen kleinen Fischerort. Wir finden keine Buslinie oder dergleichen, aber im Hafen findet sich ein Fischer, der bereit wäre uns in die nächste größere Stadt Richtung Perth zu bringen - mit dem Boot natürlich. Er lädt uns auch zum Abendessen ein und bietet uns eine Schlafmöglichkeit. Seltsam, beim Nachtisch reicht er uns Äpfel und betont wiederholt, dass sie sauber sind. Wirklich sauber und geprüft. Eigenartig...

Und dann die Aufklärung - und der Schreck. Mir fällt das Essen fast aus dem Gesicht, als der Fischer mit der Geschichte herausrückt. Es gibt hier in Australien ein Madenart, die in Äpfeln brütet, aber erst im Darm desjenigen, der das verseuchte Obst verspeist, schlüpfen und ihr grausiges Werk vollbringen. Sie fressen einen quasi von innen auf, und der Ausgang fast immer tödlich. Entsetzen und Erschrecken in unseren Gesichtern und AL und Siggi werden sofort aktiv und sind zusammen mit Bonita auch als einzige betroffen. Glück gehabt, denke ich, aber weiß das meinen Kameraden die Angst jetzt tief in den Knochen sitzt.

Al und Siggi kämpfen mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln und Glückerweise sind die Maden noch nicht geschlüpft und können so mittels Magie beseitigt werden. Puuuh, das ging ja gerade noch rechtzeitig gut. Heilmagie, schade dass das nicht in meinen Möglichkeiten liegt.

Am nächsten Morgen Aufbruch mit dem Boot, und im nächsten größeren Ort nehmen wir dann das nächst beste Transportmittel in Richtung Perth.

In Perth angekommen, suchen wir uns eine günstige Bleibe, während Al sich mit Siggi auf die Suche macht, eine sichere und günstige Tour Richtung Seattle zu erlangen. Unterdessen können Alexej und ich den kleinen Trip in die Wüste machen. Garp begleitet uns kurzfristig. Ist mir auch lieber, wen ich nicht allein auf diesen zwielichtigen Magier in der Wüste warten muss.

Wir nehmen uns einen Mietjeep und düsen los. Alexej hat immer noch nicht viel erzählt. Er will in eine Höhle oder etwas dergleichen, sich einiges anschauen und etwas erledigen und dann wieder raus. Eine ganz kurze Geschichte und keine Probleme. Wir seien lediglich die Rückendeckung, die draußen bleibt und abwartet. Nun, was man für ein wenig Geld nicht alles tut. Tatsächlich dauert die Fahrt auch nicht sehr lang. Ich denke, ich würde auch allein nochmals herfinden. Alexej zeigt auf einen Hügel in einiger Entfernung. "Dort! Da werde ich einsteigen, und in etwa einer Stunde bin ich wieder zurück. Sollte ich länger bleiben, und ihr hört nichts mehr von mir, dann fahrt einfach zurück. Dann komme ich schon klar." Mit diesen Worten verschwindet er in der Sandöde und hinter der leichten Erhebung. Garp und ich bleiben zurück und schauen uns um. Nach etwa einer 3/4 Stunde ein kurzer Funkspruch von Alexej: "Es gibt einige Schwierigkeiten und dauert etwas länger. Sagt Nelly Bescheid, dass sie sich keine Sorgen machen soll, und fahrt zurück nach Perth. Ich komme dann irgendwann nach."

Okay, das war leicht verdientes Geld. Ich möchte nur wissen, was er da unten treibt. Hoffentlich beklaut er nicht Einheimische und raubt ihnen irgendwelche religiöse oder magische Artefakte. Egal, jetzt ist es eh zu spät und wir können zurück.

Ich schwinge mich auf die Rückbank und Garp klemmt sich hinter das Steuer. Zurück nach Perth und dann nichts wie in den nächsten Flieger und heim, hoffentlich.

Auf der Straße in die Stadt überholen wir einen Konvoi irgendeines dieser SimSinn-Filmteams. Was die hier in der Wüste wohl gedreht haben? Ich beobachte die Leute und die offen auf dem Hänger verladenen Requisiten und traue meinen Augen.

Das gibt es doch gar nicht. Ich reibe mir die Augen und kann es trotzdem nicht fassen. "Garp, halt mal das Tempo, und schau da rüber. Siehst Du die Pappmaché-Figur. Die sieht doch aus wie Flinx." Haargenau, lebensgroß und absolut täuschend echt, soweit ich das beurteilen kann auf diese Entfernung und bei den staubigen Straßen. Das will ich genauer wissen. "Garp, lass uns den Leuten folgen."

Der Weg der Film-Crew führt sie direkt zum Flughafen. Beim Abladen stellen wir einige Männer zur Rede, und fragen, was es mit der Figur auf sich hat, und ob Flinx ein berühmtes Double hat.

Aber nein, die Story ist eine andere. Die Crew hat diese "versteinerte" Figur in der Wüste gefunden und mitgebracht. Hmm, es handelt sich offensichtlich um einen verzauberten Flinx... Aber wie kommt der nach Australien, der wollte doch zu hause bleiben...

Ich bin einigermaßen überrascht und ratlos. Da hilft wie immer ein Anruf bei Al. Wir treffen uns alle am Bahnhof und ich muss die ganze Zeit daran denken, wie froh Flinx sein kann, dass Spoty das nicht sieht. Die hätte seinen Patzer direkt für immer und ewig digital gebannt und sich schadenfroh in die Ecke gelegt.

Wir wollen nicht lange erzählen, sondern Flinx helfen und so bilden Al, Siggi und ich einen Entzauberungskreis und brechen die Versteinerung, die auf Flinx liegt. Vielleicht kann er unsere Verwunderung beseitigen und uns aufklären. Ob er wohl mitkriegt, was um ihn herum geschieht?

Garp hat das Ereignis festgehalten, mal abwarten ob er es Spoty zukommen lässt.

Flinx klärt uns zögernd darüber auf, dass er im Auftrage seines Avatars ein Geschenk nach Australien bringen sollte. Eine außergewöhnlich schöne Blume, die er einem gewissen Eingeborenen namens Ma´a überreichen soll. Ich schlucke unmerkbar. Zufälle gibt’s...

Flinx habe sich auf den Weg gemacht und als letzte bestätigte Begegnung die Meldung einer Familie auf einer Farm. Ma´a habe diese Familie und Farm vor Geistern beschützt. Das sei aber schon etwa zwei Monate her. Auf dem Weg zurück sei Flinx von einem Manasturm überrascht, und von zwei Geistern attackiert worden. Daher das Unglück mit der Versteinerung. Er war machtlos. Sein Glück, dass dieses Filmteam durch die Einöde Australiens reiste und wir ihn dann auf dem Wagen sahen. Wie gesagt, Zufälle gibt’s... da bin ich einfach sprachlos.

Zögerlich gebe ich zu, einen jüngeren Kontakt zu eben jenem Aboriginie vorweisen zu können, und erzähle von meiner Begegnung und der Bindung des erhaltenen Geisterfoki. Wir bieten Flinx natürlich unsere Hilfe auf der Suche nach Ma´a an, gegen geringe Kostenaufwandsentschädigung natürlich. Al möchte aber schon nach Seattle zu Lamiria zurückkehren. Da können und wollen wir ihn natürlich nicht aufhalten.

Interessant, dass sowohl mein, als auch Flinx Avatar uns nach Australien schicken, und wir beide Ma´a über den Weg laufen...

Jetzt geht es darum, in diesem riesigen Land, einen Mann zu finden, der mir vor weniger als einer Woche als geisterhafte Erscheinung begegnet ist.

Nachdem wir in verschiedenen Kneipen die Erfahrung gemacht haben, dass die Australier offensichtlich in 2 Lager gespalten sind, was ihre Beziehungen zu den Aboriginies angeht, wird es nicht so leicht, an einen ihrer Schamanen - ist Ma´a Schamane?, vermutlich schon - heranzukommen. Die einen sehen ein, dass die Industrialisierung und der Edelsteinraubbau das Land kaputt gemacht haben und das Erwachen sich recht negativ auf die Lebensumstände ausgewirkt hat, während andere die Aboriginies und ihre Schamanen für die Manastürme, Geister und Critter verantwortlich machen. Ich hätte mich beinahe in Schwierigkeiten gebracht, als ich meinen Mund aufmachte.

Mit etwas Mühen bekommen wir dann doch Kontakt zu einer einheimischen Gruppe. Wir können einen Einheimischen Touringführer finden, der uns auf einer gemieteten Jeep-Tour zu einem Dorf fährt. Ma´a ist dem dortigen Schamanen bekannt und für eine kleine Gefälligkeit ist er bereit, ein Ritual durchzuführen, um ein Treffen mit ihm zu arrangieren. Bei der Gegenleistung handelt es sich um eine Frau... wie sich das jetzt wieder anhört. Madelaine, Mady, oder Blue und die Blaue, wie wir sie seither meist rufen, ist eine junge Frau, für menschliches Ermessen nicht unattraktiv, die unter einer Amnesie leidet. Sie hat offensichtlich eine Vorliebe für Blau, was sich in Haaren, Lippenstift, Nägel, etc niederschlägt. Wie und warum sie hier in der Einöde ist, weiß niemand. Flinx soll sich um sie kümmern und herausfinden, woher sie kommt, ihr Gedächtnis lüften oder ihr sonstwie helfen oder sie zumindest das nächste Jahr beschützen. Flinx nimmt diese irrsinnige und selbstlose Aufgabe an, und da ich auch magisch aktiv bin, überträgt der Schamane die Aufgabe uns beiden. Juchhu, jetzt bin ich Krieger von Mutter Erde und "Babysitter"...

Nach eingehender Untersuchung müssen Flinx und ich feststellen, dass die Amnesie zumindest nicht auf magischem Weg eingeleitet wurde, vermutlich. Also bitten wir Garp sich eingehender mit ihrer ID zu beschäftigen, während wir auf Nachricht des Schamanen warten bezüglich einen Treffpunktes mit Ma´a.

Garp folgt irgendwelchen Spuren in der Matrix bis nach Tasmanien, wo er mehrere gleichlautende IDs ausgrenzen kann, und auf eine manipulierte SIN einer Studentin trifft. Für ein wenig Kohle würde er hier weiter forschen, aber dafür haben wir im Moment keine Zeit. Zuerst Ma´a!

Am nächsten Tag besucht uns der Schamane und beschreibt uns Weg und Treffpunkt. Allerdings will uns keiner der Einheimischen, die sich vor Ort auskennen sollten begleiten. Nun denn. Dann machen wir uns halt alleine auf den Weg. Wir werden schon nicht alle von einem Manasturm überrascht und zu Stein verwandelt werden....

Unterdessen stellt sich Mady als recht unterhaltsam, aber auch ein wenig anhänglich heraus. Zumindest ist sie nicht auf den Mund gefallen und flirtet heftig mit den Chummern.

Juli - September 2057

UMCIR... auch ein eigenes Abenteuer ...to be continued!

Unsere Planungen für einen Run auf die Metaebenen schreiten voran. Allerdings wissen wir immer noch nicht wer mitkommen kann, da von Nelly bislang keine Spur ist. Sollte sie wieder zurückkehren, wäre die Gruppe eindeutig größer und ein erfolgreich Trip wahrscheinlich. So zumindest lautet Als und Mags Auskunft.

Am 15.09. ist es endlich soweit. Nelly ist wieder da. Wir zögern nicht lange und weihen sie in unsere Pläne ein, um dann in Als Halle alle nötigen Vorbereitungen zu treffen. Spoty und Sandra wollen zurückbleiben und in der Halle nach dem rechten sehen. Die Halle wird mit Mag-Schlössern gesichert und zusätzlich beschwören wir einen mächtigen Watcher. Dann vertrauen wir nicht bewanderten uns Nelly an und sie öffnet auch für uns das Tor.

Der nächste Schritt bringt uns in einen U-Bahnhof. Ein großmäuliger Hüter hindert uns am betreten des Bahnsteigs. Er beschimpft und hinterfragt uns, aber einer nach dem anderen dürfen Mag, Flinx, Alexej und dann auch ich nach Abgabe eines persönlichen Besitztum durch sein geöffnetes Maul schreiten. Er meint doch tatsächlich, dass ich zu schwach und meinen Aufgaben nicht gewachsen sei. Ich entgegne ihm, dass jeder mal klein anfängt. Nach mir folgen noch Mady, Willy, Bonita, Al, Lamiria, Paula und Garp. Wir müssen unseren ganzen Mut und unsere Kraft zusammennehmen, um in den Zug einzusteigen. Paula bleibt zurück, aber wir brauchen uns keine Sorgen machen, sie wird lediglich bewusstlos in Als Halle aufwachen.

Der Zug nimmt Geschwindigkeit auf und als er in einen Tunnel eintaucht, lösen sich Zug und Umgebung auf. Wir fallen und auf magische Weise werden uns Ausrüstung, Klamotten, Schmuck, einfach alles von uns gerissen. Noch während des Falls versuche ich meinen Ohrring zu schnappen, ohne den ich machtlos bin. Dann kann ich noch den Bumerang greifen, während mein Stab und der Rest in der Unendlichkeit verschwinden.

Völlig nackt lande ich unsanft in einer staubigen Ebene. Ich schaue mich um. Bonita hat sich ihre Klamotten im Fall geschnappt. Allerdings sind die meisten nackt und haben nach Waffen und anderen wichtigen Gegenständen gegriffen. Wie gut, dass ich mich meiner Figur nicht zu schämen brauche, bei einigen Gefährten sieht das schon anders aus. Mancher wirkt so bar seiner Kleidung noch mickriger als sonst. Während des Falls hat irgendwer in der Ferne einen Turm erblickt. Das scheint unser nächstes Ziel zu sein. Aber jetzt auf der leicht hügeligen Ebene ist er nirgends zu entdecken. Ich werde mich mal auf die Orientierung der anderen verlassen.

Nach mehreren Stunden strammen Marschs machen sich Hunger und vor allem Durst breit. Mangels Behältern und Ausrüstung müssen wir improvisieren. Da wir nicht voraussehen können, was uns noch erwartet, wollen wir uns stärken. Ich zaubere eine Hohlkörperbarriere, während Flinx einen Holzgeist ruft, der sich als Obstbaum manifestiert, der für alle ein Mahlzeit ergibt. Danach jagt Flinx einen Wasserstrahl in die Barriere, so dass wir auch trinken können. Improvisation ist alles.

Wir schlagen uns weiter zum Turm, und betreten ihn vorsichtig durch das offene Tor. Von außen waren sonst keine weiteren Eingänge oder Öffnungen zu sehen. Das Erdgeschoss des Turms ist eine weiträumige Halle, saalähnlich mit einer Decke aus - aus Wasser! Über uns ist eine in leichten Wellen gekräuselte Wasseroberfläche. Im Wasser ist nur wenig zu erkennen. Ich begebe mich nach draußen uns erkunden den Turm mittels Levitation. Er ist fensterlos und auch auf dem Dach ist keine Öffnung zu finden. Allerdings klingt er bei entsprechender Prüfung hohl. Ich schwebe noch etwas höher, um einen größeren Überblick zu gewinnen, aber es nichts interessantes zu entdecken.

Als ich wieder in die Halle komme, verschwindet Mady gerade in der Wasseroberfläche. Zwar ist sie laut Als Angaben von Lamiria mit "Sauerstoffmaske" versehen worden, aber trotzdem kann ich es nicht gutheißen, dass unser Schützling in erster Reihe steht, bzw. taucht. Flinx und ich schauen uns an, gaben ihr aber eine Minute. Wenn sie sich unbedingt beweisen will.

Ich rufe Marcus und absorbiere Ihn, um dann durch die Wasseroberfläche zu stoßen. Mit gewirkter Bewegung husche ich hindurch, wohlwissend, dass Mady dort irgendwo taucht und Flinx mir direkt nachfolgt. Ich erkenne nichts, aber durchdringe schon im nächsten Augenblick die zweite Oberfläche, aber statt Lugt ist hier nichts. Marcus wird überraschend verdrängt, und der Entzug haut mich in die Knie. Eine Staubsavanne mit Kratern und einem dunklen Sternenhimmel. Beim Umschauen sehe ich nun Mady winken, die in einem unförmigen Anzug steckt und mich hinzu lotst. Die Luft wird langsam knapp, und ich beeile mich, einen von den nun noch 11 Anzügen zu erreichen und hinein zu schlüpfen. Es ist verdammt knapp und die Atemnot raubt mir fast den Verstand. Interessant, dass der erste Anzug, den ich erreiche auch Trollgröße hat.

Als ich entdecke, dass Mady klarkommt und auch Flinx sich gerade in seinem Anzug zurechtfindet, tauche ich zur unteren Wasserkante, um den Rest der Gruppe direkt zu den Anzüge zu lotsen. Irgendwie scheinen es Raumanzüge zu sein. Mit Sauerstofftanks auf dem Rücken und diesem groben Klotz von Anzug komme ich mir vor wie ein Astronaut. Auch für die Zwerge und Damen finden sich jeweils genau passende Anzüge. Dann schreiten wir wieder auf die staubige Oberfläche. So etwa stelle ich es mir auf dem Mond vor. Ich fürchte jetzt in den Astralraum zu schauen, wäre eine dumme Idee. Das ist wohl auch der Grund, warum mein Elementar Marcus verdrängt wurde. Sei ihm seine neue Freiheit gegönnt.

Aber befinden wir uns wirklich im Weltraum? Nein, wir sind immer noch auf der Queste, die uns den Weltraum nur projiziert oder so. Irgendwie bin ich verwirrt. Einer meiner Chummer erzählt etwas von einer Leuchterscheinung und wir machen uns etwas angeschlagen auf den Weg. Laut Als Anweisung sollten wir es tunlichst vermeiden, nun in irgendeiner Weise Magie zu benutzen. Nach einem etwa dreistündigen Marsch nähern wir uns der diffusen Lichtquelle. Wir treten ins Licht, und ich muss unwillkürlich an diverse Sterbeberichte denken, die man hin und wieder in der Boulevardpresse findet.

Die Szenerie verändert sich abrupt und wir stehen in einer Arena. Jeder für sich alleine, soweit ich das erkennen kann. Getrennt durch unsichtbare Barrieren stehen wir in unseren Kreissegmenten. Auf den Ränge jubeln und schreien seltsame Kreaturen. Vor mir mache ich ein Knäul aus Haaren, Augen und Zähne aus. Ein Grsworthy, wie man mich später aufklärt, ist meine Gegner in diesem bizarren Gladiatorenkampf. Der Raumanzug ist wieder verschwunden und hinter der Kreatur kann ich eine Berg Ausrüstung erkennen. Meine Klamotten, und mein Stab. Ein Blick nach rechts und links zeigt mir, dass die anderen mein Problem teilen. Meine magische Kraft, die in der Ebene vorher doch um einiges geschwächt schien, ist nun wieder voll da. Ich spüre das Prickeln der Kraft, als das Vieh sich schon auf mich stürzt.

Es gelingt mir einigermaßen dem ersten Angriff auszuweichen und stürze mich in Richtung Ausrüstung. Mein Stab ist das Ziel, denn ohne ihn male ich mir nicht viele Chancen gegen diese Zähne und Klauen aus. Ich erhalte einen Schlag in den Rücken, der aber keinen Schaden anrichtet. Viermal erwischt mich dieser Monsterball danach noch recht heftig, bevor ich meinen Stab erreiche. Zwei Sektoren weiter scheint Lamiria verschunden zu sein. Ich will gerade mit meinem Stab zum ersten richtigen Schlag ausholen, als die Kreatur vor mir zerplatzt und mich in einem Schwall aus Blut und säureartigem Schleim badet.

Die anderen scheinen mit ihren Gegnern gut fertig geworden zu sein. Auch Mady scheint noch recht fit. Lediglich Lamiria wird wohl schon in Als Halle in Seattle weilen. Während Al die Verletzen heilt, kleiden wir uns an und klauben unsere Habseligkeiten zusammen. Die Menge auf der Tribune jubelt immer noch, als wir die Arena auf einem neu entstandenen Tor verlassen.

Vor uns erstreckt sich ein offenes Felsplateau und die Arena hinter uns verschwindet im Nichts. Auf einer Felsnase stellt sich uns ein Blutgeist entgegen. "Wir wollen zur Zitadelle, zum Ort der Erkenntnis!" brüllt Al dem Geist entgegen. Ich fahre unter Aufbietung meiner letzten Kräfte meine Verteidigung wieder hoch, rufe einen kleinen Geist und absorbiere ihn, nicht wissend was nun noch vor uns liegt. "Welche Zitadelle?" entgegnet der Geist, der in dem folgenden Disput mit Al einige wenige Informationen herausrückt. Offensichtlich haben wir es geschafft. In der Arena waren unsere Endgegner und der Blutgeist kann uns nun unsere Fragen beantworten - wenn er will.

Über der eingeebneten Fläche, die sich unter dem Felsplateau erstreckt, spannte sich einst die Brücke, auf der Thalya Wache hielt. Es gibt keine Brücke mehr und von dieser Seite aus, wird auch keine neue gebaut. Jemand namens Lethe habe mithilfe eines "Drachenherzes" diese Ebene geschaffen und so einen weiteren Übergriff durch andere "Sphären" verhindert. Die genaueren Zusammenhänge verschließen sich mir mal wieder, aber viel Fragen bringt nichts. Vielleicht kann Al den Worten mehr Bedeutung beimessen, aber für mich steht fest, dass die Brücke nicht mehr existiert und die Gefahr so für die nächsten Tausend Jahre, zumindest laut Blutgeist, gebannt ist.

Warten wir es ab...

Der Blutgeist scheint an einem weiteren Gespräch mit uns nicht interessiert zu sein, und als er uns fortwinkt, zerfließt die Umgebung um uns und wir erwachen in Als Halle. Huch, das war jetzt irgendwie überraschend. Ein kritischer Blick in die Runde, und ich frage mich, ob wir nun mit dem Ergebnis dieser Queste zufrieden sein können. Ob sich was über Lethe und das Drachenherz herausfinden lässt? Ist es Zufall, dass gerade jetzt Dunkelzahn getötet wurde?

Wir schreiben den 16.09. und sitzen etwas konsterniert in Al´s Halle. Die Ergebnisse der Queste waren soweit zufriedenstellend. Für mich auf jeden Fall eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Wir nehmen das erlebte hin und können uns nun neuen Aufgaben widmen. Was also steht als nächstes an...

Zum einen möchte Mag gerne einen Befreiungsrun in Richtung Tir machen, um die Mutter seiner Tochter zu befreien. Da stehen aber noch einige Informationen aus und wirklich Lust auf Tir hat eigentlich niemand. Zum anderen können wir Marlows Gegenstände endlich untersuchen.

Gesagt getan. Für den 19.09. planen wir "die Nase abzuschneiden".

In der Zwischenzeit setze ich mich mit Paula zusammen und lasse mir Nachhilfe in Sachen Verzaubern geben. Das nimmt fast meine ganze Zeit in Anspruch. Die Blaue quengelt schon, ihr sei langweilig und sie wolle endlich etwas unternehmen, um hinter ihre Vergangenheit zu kommen.

Wir lassen uns also für die nächste Zeit einen Termin in der Klinik unseres Vertrauens geben, und bekommen für den Abend des 17. einen Routinecheck. Mady läßt sich ein komplettes Profil erstellen. Nicht uninteressant, was man da in ihr verbaut hat. Qualitätsarbeit, aber Standardausführung. Nichts, was uns weitere Hinweise liefert. Allerdings können wir uns nun ein genaueres Bild über ihre Fertigkeiten machen. Ist bloß die Frage, welchen Beruf sie damit damals verfolgt hat. Vermutlich ist sie auch im Untergrund tätig gewesen. Kleinere Schönheitsoperationen liegen auch hinter ihr...

Am 19.09 versammeln wir uns wieder gemeinsam in der Halle und treffen die Vorbereitungen, um dem Zwerg die Nase zu kürzen. Durch Barriere-Zauber geschützt und von mächtigen Elementaren bewacht, wagt sich Al nach vorne. Das Amulett und der Dolch sind für sich kaum als magisch zu erkennen, aber was wird uns nun erwarten, wenn wir sie "aktivieren". Al nimmt den Dolch und schnitzt an dem Zwergengesicht herum. Diejenigen, die astral wahrnehmen, stöhnen unter einer hellen Entladung auf. Ich kann unterdessen erkennen, dass außer der Nase, weitere Teile abbröckeln, dann zu Staub zerfallen, und unter der Zwergenvisage die Züge eines Elfen erkennbar werden. Das Gesicht ist schematisiert, allerdings sind die Züge um die Mundpartie sehr ausgeprägt. Offensichtlich ist die Mund-Kiefer-Partie detailliert ausgearbeitet.

Es scheinen keine weiteren Nebeneffekte anzustehen, so dass wir uns zu einer detaillierten Untersuchung entschließen. Jetzt kann man astral auch eine Struktur erkennen. Die astralen Linien haben Ähnlichkeit mit der Darstellung einer topografischen Karte. Allerdings ist es in einigen Bereichen verschwommen und unvollständig. Es macht den Anschein, dass die Karte durch weiter Teile vervollständigt wird. Wir erinnern uns, dass auch der Rosenstrauch an eine Landkarte erinnert hat. Aber gerade im Bereich des Mundes fehlen in der Astralsicht Details, während das Elfengesicht dort offensichtlich stark ausgearbeitet wurde.

Der Kiefer des Elfengesicht ist beweglich und die Zähne exakt gearbeitet. Als Al einen Zettel zwischen die Zähne legt, und den Kiefer zusammendrückt, hinterlässt das Gebiss Abdrücke in dem Zettel und einige Löcher - wie eine Stempelkarte. Das Rätsel scheint gelöst, denn da gehört wohl mit Sicherheit das Biletto hinein. Wenn wir es abstempeln, sowie Medaillon und Strauch zusammennehmen, haben wir den Weg zum fünften Teil.

Da Hüter und Elementare gerade bereitstehen und auch alle beisammen sind, entschließen wir uns kurzerhand, noch mal einen rituellen Kreis zu initiieren und uns auf die Suche nach dem Aufenthaltsort des Billetts zu machen. Al und Nelly machen sich auf die Reise...

Völlig frustriert kehrt Al zurück. Auch Nelly hält den Mund. Sie seien an einem bekannten Ort in der Nähe eines Vulkans aufgehalten worden. Starke Barrieren etc. - Atzlan. Die Blase in der Lava. -

Al kann sich vor Ärger kaum halten.

Das Kästchen, welches seinerzeit die Apokalyptischen Reiter in der Blase abgeliefert hatten, als Al dort war, um den schwarzen Rosenstrauch zu holen, der uns wenig später wieder abgenommen wurde, und jetzt in Dunkelzahns Testament Erwähnung findet - ich schweife ab - also in dem Kästchen wird wohl die Karte gewesen sein. Also sind die Vier definitiv auch auf der Spur von Marlows Gegenständen. Das waren sonst in letzter Zeit zu viele zufällige Begegnungen.

Al verschwindet in den Tiefen der Halle und kommt mit einer Kiste Whiskey zurück. Diese letzten Erkenntnisse haben uns doch schwer mitgenommen, und außer einem Besäufnis hilft da nichts. Schnell wird noch Pizza bestellt und einem gelungen Abend eines frustrierenden Tages steht nichts mehr im Weg.

Mady hatte sich den Tag und die Nacht anderweitig um die Ohren geschlagen und auch nicht auf die Voicebox-Nachricht geantwortet, aber am nächsten Morgen, besser gesagt gegen Mittag, steht sie vor der Tür.

Bei einer intensiven Blutuntersuchung nach Abwehrkörper und Immunstoffen ließ sich in der Klinik ihre Herkunft schon ein wenig einschränken. Wahrscheinlich hat sie lange Jahre in Südostasien verbracht, bevor sie sich zuletzt längere Zeit in Australien und Umgebung aufgehalten hat. Wir geben Garp den Auftrag, noch mal mit diesen Ergebnissen die Suche nach möglichen Identitäten zu intensivieren. Für einen Freundschaftspreis macht er sich auf die Suche. Und nach etwa acht Stunden intensiver Suche kann er Mady auf 6 Identitäten in SO-Asien und Australien einschränken. Mal abwarten, ob sich demnächst die Gelegenheit ergibt, diesen Spuren weiter zu folgen.

Der Kater war doch etwas heftig und ich war Garp bestimmt keine Hilfe, aber das Wochenende will ich dann doch nutzen und treffe mich für weiter Nachhilfestunden mit Paula.

**********

Montag morgen erkundige ich mich bei Yoko, ob es endlich mal wieder ´nen Run für mich oder einige von uns gibt, aber es sieht wohl etwas flau aus. Schließlich sucht er ja auch etwas, das unserem Niveau entspricht. Paula hat in der Woche weniger Zeit. Schließlich muss sie im Laden auch ein wenig arbeiten.

Dienstag gibt es dann interessante Neuigkeiten. Garp hat Aussicht auf einen möglicherweise einträglichen Run. Eine Info-Search in Houston bei Ares Space. Das könnte interessant werden.

Während ich mit Siggi die nächsten Tage Wurfwaffen trainiere, damit meine Granaten demnächst auch ihr Ziel treffen und mir nicht zurückgeworfen werden, macht Garp nach Absprache den Deal klar. Wir erhalten Ares-Identitäten und Vitae zum Auswendig-Lernen. Interessanter Weise sind unsere Waffen mit Seriennummern schon eingetragen. Da kennt uns jemand recht gut. Das ist ein wenig beunruhigend, aber Garp winkt ab, da es sich um eine fähige Dame der Matrix handele. Ob es da um persönliche Interessen geht, oder sie nur Mittelsfrau ist bleibt dahingestellt. Begleiten werden uns außer Garp und mir, weiterhin Mady, Siggi, Bonita und Flinx.

Die Finanzen: Für sechs Personen sollen 440.000¥ herausspringen.

Am 27.09. erhalten wir die vollständigen Dokumente. Flugscheine und einwandfreie IDs. Nun sind wir eine Ares-Einheit und machen Garp zum Anführer. "Sir, yes, sir!" Garp nervt ein wenig mit Abfragen unserer Vita, ist aber offensichtlich mit dem Ergebnis zufrieden. Drei Stunden später geht der Flieger nach Houston.

Die Ankunft in Houston bereit bei derart guten Ausweisen keine Problem und mit dem Taxi geht’s direkt zu unserer Kontaktperson Mr. Steele im Ares Space Hauptgebäude. Das Ding ist recht unscheinbar, und lediglich ein kleines Messingschild zeugt von den Dingen, die hinter diesen Mauern schlummern.

Die Anmeldung an der Pforte, dann rauf in das Büro diese Mr. Steele. Unser Auftrag: Innerhalb Ares Space und in der Vergangenheit der NASA nach Infos zu den MARSmissionen suchen. Nachdem Aufruhr, den solche Infos in Dunkelzahns Testament hinterlassen haben und einer Belohnung von 1 Prozent Ares-Aktion ist man bemüht jegliche Infos von Ares selber in die Hände zu bekommen. Beweise für die Echtheit der vorgelegten Bilder suchen oder dessen Fälschung darzulegen!

Steele zeigt uns 3 Aufnahmen von angeblichen Mars-Details, auf denen Pyramiden und Skelette zu sehen sind. 2 Bilder der erste NASA-Mission von 2001 mit unbemannten Sonden und eins von 2042, das angeblich von einem Ares Space Projekt namens Cydonia stammt. Er kann uns 100.000¥ als Spesen zur Verfügung stellen. Der Rest könne als Belohnung in unsere eigenen Taschen fließen. Wir sollen mit ihm in Kontakt bleiben und ihn im Falle von notwendiger Unterstützung informieren. Na ja. [Das wird wohl später zu einem kleinen Konflikt führen, hihi, wem wir die ermittelten Daten aushändigen, immerhin bietet die Draco Foundation 1% von Ares]

Background-Infos: Marsmissionen sind in keiner Weise publik gemacht worden. Von den Ares Missionen weiß nicht mal Steele. Nur Gerüchte, denen wir nachgehen sollen.

Die Fakten: Die NASA wurde in weiten Teilen 2015 von Ares Space übernommen. 2001 handelte es sich bei der Discovery noch um unbemannte Sonden. 2011 sollte es dann auch eine bemannte Mission gegeben haben. Vermutlich kam es zu einer Bruchlandung.

Das sieht nach einer Menge Arbeit für garp aus. Steele gibt uns Unterkünfte, die wir in den außerhalb des Ares-Komplexes gelegenen Kasernentrakt beziehen. Siggi und Bonita sind in die Kneipen ausgeschickt worden, um Nasa-Veteranen oder dergleichen aufzuspüren. Flinx soll schleunigst eine "saubere" Unterkunft in der Stadt besorgen. Mady prüft die offiziellen Ares-Kanäle, während Garp in die Matrix geht uns sich auf die schnelle Leitung freut und ich die Wohnung prüfe. Eine schnelle Untersuchung ergibt, dass nicht nur die Datenleitung verwanzt ist, sondern sich auch mindestens 2 Kameras in ein Privatleben der Ares-Leute einmischen.

Erstes Zwischenergebnis: Über verschiedenste Kanäle kann Garp 19 NASA-Mitarbeiter ausmachen, die seit 2001 dabei waren. Leider sind von diesen nur noch acht am Leben, allerdings 4 davon hier in Houston ansässig.

In einem Matrix-Café treffen wir uns kurze Zeit später mit Flinx, der einen sicheren Unterschlupf für uns gefunden hat.

Der neue Unterschlupf wird auch schnell auf Sicherheit überprüft und für clean befunden. Garp muss sich nun auf eine Detailsuche begeben, während Flinx und Mady sich den übrigen anschließen.

Details von Garps Suche: Von den 4 ansässigen NASA-Veteranen ist noch einer berufstätig, und arbeitet nun bei AstroTech Industries. Die anderen Drei genießen mittlerweile ihre Rente. Zwei waren am Projekt Discovery beteiligt und einer möglicherweise sogar bei Cydonia.

Etwa eine Stunde später geht Garp in die heiße Phase und ich kümmere mich um seinen Biomonitor. Er will in die alten Archive einhacken und erzählt irgendwas von ROT9 und Sicherheit. Eis und so’n Kram. Nicht meine Welt. Schweißgebadet fährt er wenige Sekunden später das Deck runter und stöpselt aus. Er hat drei Namen und einige Infos, die uns als erste Spur ausreichen müssen.

Carl Xavier: heute hoher Posten bei AstroTech. Von Juli bis Oktober 2011 am Projekt bemannte Mission Discovery beteiligt mit dem Ziel, die Pyramiden-Strukturen und Skelette zu untersuchen.

James Yavin: 3 von 7 Astronauten der bemannten Discovery-Mission sind nur zurückgekehrt. Yavin ist der einzige noch heute Lebende.

Robert Zeus: Mitglied des Discovery-Teams; 24.Dezember 2011 Absturz der Raumfähre (interessantes Datum: erstes Auftauchen des Drachen Ryumyo und der Schamane Daniel Howling Coyote führt die Indianer aus dem Umerziehungszentrum in Abilene, Texas) 3 Überlebende von 8!!!

Am frühen Nachmittag treffen wir uns, um die bisherigen Ergebnisse zusammenzutragen. Unsere Chummer vor Ort hatten aus diversen Gesprächen auch auf einen Dr. Zeus geschlossen. Das ist doch schon mal was. Uns bleibt wohl nicht anderes übrig, als Garp nochmals in die Matrix zu schicken. Weiter vier Stunden später kann "unser Anführer" weitere Informationen zu den 3 identifizierten Personen beisteuern.

1. Bei Carl Xavier kann offiziell vorgesprochen werden. Wir müssen uns lediglich einen Termin bei seiner Sekretärin geben lassen.

2. James Yavin hat es zu nichts gebracht. Er ist immer noch Unteroffizier und arbeitet im Sicherheitswesen des Ellingtoner Flughafens. Auch dort können wir einen Termin machen und ihn aufsuchen.

3. Dr. Robert Zeus ist der schwierigsten Fall. Mit seinen 72 Jahren ist er mittlerweile in Rente. Seit 2 Tagen gilt er als untergetaucht, was vermutlich mit den Fotos aus Dunkelzahns Testament zu tun hat. Er besitzt lediglich ein Postfach, so dass Garp den Stadtbereich grob eingrenzen kann. Aufgrund der Postleitzahl können wir auf einen kleinen Bereich der Stadt zurückschließen.

Das Büro von Xavier ist heute nicht mehr besetzt. Also werden wir es morgen noch mal versuchen. Die mehrstündige Fahrt nach Ellington lohnt sich heute auch nicht mehr und so wollen wir den Abend nutzen, um uns in einigen Kneipen nach Dr. Zeus umzuhören.

Wie gewöhnlich teilen wir uns ein wenig auf, um ein breites Spektrum abzuklappern. Mady weicht nicht von meiner Seite. Okay, verbinden wir das Schöne mit dem Nützlichen. Ich muss wieder mal feststellen, dass mir das unauffälliges aushorchen einfach nicht liegt. Innerhalb der Kneipen haben sich Mady und ich dann getrennt. Vermutlich hätten wir sonst gar nichts herausgefunden. Während ich die ein oder andere Runde ausgebe, um die Zungen zu lockern, lässt Mady sich von den Kerlen einladen. Ungerechte Welt. Mehr als Indizien und wage Hinweise sind aber nicht herauszubekommen. Im nachhinein war es dann vermutlich Siggi, der die richtigen Knöpfe gedrückt hat, oder gar Mady. Auf jeden Fall werden wir angesprochen, und dieser unauffällige Typ meint, uns mit Zeus zusammenbringen zu können. Wir hinterlassen eine Mailboxnummer, damit er sich zurückmelden kann. Mittlerweilen waren es dann doch ein paar Drinks. Ich bin da nicht besonders zuversichtlich, aber es ist mittlerweile spät geworden, die Credstick ist fast leer, und die Füße tun mir weh. Mady scheint gar nicht müde zu werden, die Männer um den kleinen Finger zu wickeln, aber mir langt es jetzt. Ich nehme das blaue Luder in den Arm und schleppe sie heim. Sie macht einen leicht angetrunkenen Eindruck, was ihrer Ausstrahlung aber keinen Abbruch tut, aber sie ist einfach zu zierlich. Wieder muss ich an Leia denken. Dieses kleine Elfenmädchen hat mich damals auch einfach vernascht und ich wusste nicht, wie mir geschah. Egal jetzt.

Wir hoffen auf einen Anruf bzgl. Zeus und einen Termin bei Xavier. Und für morgen steht dann wohl der Trip nach Ellington an.

28.09.57: Wir brechen am frühen Morgen auf und nach drei Stunden Fahrt erreichen wir das Flughafengelände. Offiziell erbitten wir uns ein Gespräch mit James Yavin, was auch weiter keine Probleme bereitet. Garp geht in seiner Rolle als Truppführer immer mehr auf. Uns wird ein Raum zugewiesen, wo wir auf den Feldwebel treffen. Bei mir schleicht sich ein wenig Mitleid ein, während Garp in ins Verhör nimmt. Der Gute war seinerzeit Astronaut und einer der wenigen Überlebenden der Mission. Das etwa eine Stunde dauernde Gespräch bringt nicht viel neues hervor, lediglich die Namen Zeus und Xavier tauchen wieder auf. Der Absturz der Fähre und die insgesamt recht unglücklichen Umstände der Mission macht der Feldwebel dafür verantwortlich, dass er es weiter zu nichts gebracht hat. Alles wurde tot geschwiegen. Yavin ist zwar ein Beweis für das stattfinden der Expedition, aber auf die Spur der Fotos kann auch er uns nicht bringen. Wir verabschieden uns mit dem Hinweis, bei weiteren Fragen auf ihn zurückzukommen.

Zurück am Auto hören wir die Mailbox ab. Tatsächlich hat sich der Mann vom vergangenen Abend gemeldet und uns eine Verabredung mit Dr. Zeus arrangiert. Wir möchten uns mit ihm am "Brooke"-Park Haupttor treffen. Noch heute: um 14.00 Uhr. Nun, wenn wir uns spurten, schaffen wir das noch.

Um kurz vor zwei erreichen wir das Houstoner Zentrum. Bonita und ich werden am Osttor rausgelassen, um uns dem Treffpunkt von anderer Seite unauffällig zu nähern, und die Situation ein wenig zu überblicken. Die Zeit ist ein wenig knapp. Über Com-Link hören wir, das Siggi keinen Parkplatz findet, und so treffen Garp, Siggi und Flinx allein am Haupttor ein.

Es ist ein ruhiger, sonniger Nachmittag. Im Park sind verschiedene Spaziergänger unterwegs. Jogger, Mütter mit Kinderwagen, auf den Gehstock gestützte Rentner. Auch Bonita und ich können den alten Mann ausmachen, der zitternd an das Tor gelehnt auf jemanden zu warten scheint. Mady spricht den Alten an, woraufhin er sich als Dr. Robert Zeus zu erkennen gibt. Die vier schlendern nun gemeinsam in Richtung Parkmitte und nähern sich so mir und Bonita langsam. Über Com-Link können wir der Unterhaltung im groben folgen. Zeus gibt zu, untergetaucht zu sein, nachdem die Fotos im Dunkelzahns Testament publiziert worden. Er fürchtete unliebsame Nachforschungen und schlimmer noch endgültige Vertuschungsaktionen. Schon während und nach der Mission sei von Sabotagen die Rede gewesen. Es hätte zu viele Unfälle gegeben, wie zum Beispiel den Todesfall eines jungen Mitarbeiters namens Nowak, der bei einem Autounfall verunglückte. Solcherart unfälle hätte es mehrere gegeben. Die Gesteins- und Knochenproben seien damals nur 3 Monate lang untersucht worden, dann hätte sich die InternalAffairs einschaltet und wie üblich sind dann die Unterlagen wohl in ein Raketensilo in Kansas geschafft worden. Das wäre damals ein offenes Geheimnis und streng gehüteter NASA-Stützpunkt.

Auf Fragen bzgl. des Projektes Cydonia verweist Dr. Zeus auf Professor Xavier. Noch während er weiter ausholen möchte, zerreißt es ihm den Schädel. Splash! Einen Augenblick starren Garp, Flinx und Mady überrascht in die Mitte, dann siegen die Runner-Instinkt und sie gehen in Deckung.

Ein Scharfschütze scheint dem armen Zeus den Kopf von den Schultern geblasen zu haben. Der Leichnam sinkt zu Boden. Noch hat kein Unbeteiligter Passant den Vorfall bemerkt. Für unsere drei Gefährten stellt sich nun das Problem der Deckung. Die nächsten Büsche und Bäume sind 30 Schritt und mehr entfernt. Auf einer in der Nähe stehenden Parkbank sitzt unbekümmert eine alte Lady. Flinx und Mady spurten los. Garp fällt ein wenig zurück.

Bonita und ich gehen zügig, in der Tarnung des unbeteiligten Spaziergängers, weiter in Richtung Baumgruppe, wo wir uns aufmerksam umschauen. Unterdessen wird Flinx von zwei Treffern von den Beinen geholt. Mady taucht in der Buschgruppe unter und Garp wirft sich hinter die Parkbank. Eine auf die schnelle von mir errichtete Barriere vor Garp und der alten Dame wird gebrochen. Also ist da auch noch ein Zauberer am Werk. Die Richtung, in der der Scharfschütze sitzen muss, kann eingegrenzt werden. Mady schaut sich nach Verdächtigen im Park um, kann aber nicht ausmachen. Sie weist lediglich auf einen Hochhauskomplex am anderen Parkende hin. Ich krame aus meinem Rucksack Fernglas und Verstärkerbrille. Mady und Bonita können die Position genau ausmachen.

Die Parkbank, hinter der Garp Schutz suchte, wird nun vom einem Kopfgroßen Loch verziert. Die Kugel hat das Holz glatt durchschlagen und Garp nur knapp verfehlt. Laut Garp hat sich die alte Lady vor Schreck in die Miederhose gemacht. Mady mahnt zur Eile. Ich rufe einen Präriegeist herbei, der sich mir nur widerwillig bereitstellt, um ihn dann zu verschlingen. Dieser Art gestärkt zaubere ich Schweben auf mich und wirke dann Bewegung, um mich gleich einer Kanonenkugel in Richtung Hochhauskomplex zu katapultieren. Flinx konnte sich Kraft eines ihn verschleiernden Geist mittlerweile auch aus der Gefahrenzone bringen.

Nun ist es an mir den Scharfschützen zu erwischen, während Bonita, Mady und Flinx sich im Park umschauen, ob er oder sie weiter Komplizen vor Ort hat. Garp erhebt sich naserümpfend hinter der Bank, nachdem mehrere Sekunden kein Schuss fiel, und kümmert sich um den Niedergeschossenen. Mittlerweilen herrscht auch im Park ein wenig Aufregung.

Unterdessen sause ich in flacher Flugbahn mit aberwitziger Geschwindigkeit durch den Park, um im letzten Moment hochzusteigen und mit leicht verminderter Geschwindigkeit durch das Fenster zu krachen. Ein auf Spalt runtergelassenes Rollo wird von mir durchbrochen, und die Splitter fliegen durch den menschenleeren Raum. Mist, ich bin zu spät. Das Zimmer ist schon geräumt. Immer noch schwebend öffne ich die Tür und raus auf den Flur. Ein kurzer Blick ins Treppenhaus und ich entscheide mich für abwärts. Auch hier ist es auffällig leer und still. Lediglich einem erschreckten jungen Mädchen muss ich schwebender Weise ausweichen. Nicht ganz leicht in dem engen Treppenhaus. Ohne Zwischenfälle gelange ich ins Foyer des Hauses. Einige Schlipsträger mit Aktenkoffern stehen unbeteiligt in der Halle herum und unterbrechen bei meinem Auftauchen die Unterhaltung. Zwei Personen stellen sich mir in den Weg, lächerlich, und wollen die Polizei rufen. Ich gebe mich als Ares-Mann aus und erbitte Unterstützung oder zumindest keine Behinderung bei Ermittlungen. Ein kurzer Astral-Blick in die Runde ergibt auch keine Auffälligkeiten. Einer der Beiden mir im Wege stehenden ruft ein wenig eingeschüchtert um polizeilich Unterstützung und bittet mich für erklärende Fragen doch zu warten, während ich mich auf die Straße mache, um festzustellen, dass der Verdächtige mir wohl entwischt ist.

Bei Rücksprache mit meinen Chummern erfahre ich, dass man den entstandenen Tumult im Park im Griff hat und sich Garp und Mady der Polizei stellen wollen, um über die Ereignisse zu berichten und bei den Ermittlungen beteiligt werden wollen.

Ich entscheide mich die Suche noch nicht aufzugeben, und schwebe nochmals das Dach hinauf. Vielleicht ist der Scharfschütze oder seine magische Unterstützung doch nach oben ausgewichen. Ich entdecke glücklicherweise eine noch frische Zigarettenkippe, die ich einsammle, bevor ich die suche hier oben fortsetze. Zwei Türen führen in die Treppenhäuser des Hauses, aber beide sind mit einem rostigen Vorhängeschloss versperrt. Hier führte kein Weg nach unten. Die leicht latent noch vorhandene Aura lässt auf den Magier schließen. Vielleicht hat er - oder sie - sich über das Nachbardach davon gemacht. Ich verfolge auch diese Spur und tatsächlich

...

 
 Home > Helden > Aktiv > Woody > Notizen > Woodys Tagebuch 57

 

 

Shadowrun
Pegasus Spiele unter Lizenz von Catalyst Game Labs und WizKids. Shadowrun ist eine eingetragene Marke von WizKids, Inc. Verwendung der Marke und der Inhalte von Shadowrun mit freundlicher Genehmigung von Pegasus Spiele. © 2008 WizKids, Inc. Alle Rechte vorbehalten. Diese Website enthält nicht-offizielle Informationen zum Rollenspiel Shadowrun. Diese Informationen können im Widerspruch zu offiziell publizierten Texten stehen.
GURPS
Copyright © by Steve Jackson Games Incorporated, vertrieben in Deutschland durch Pegasus Press Verlag.
Earthdawn
Copyright © by FASA Corporation, Chicago, Ill., USA und LivingRoom Games.
Copyright der deutschen Ausgabe © ursprünglich bei Fantasy Productions GmbH , Erkrath, Germany, jetzt beim GamesIn - Verlag, München.
Dungeons & Dragons
Copyright © by Wizards of the Coast, Inc.
Copyright der deutschen Ausgabe © ursprünglich bei AMIGO Spiel + Freizeit GmbH, jetzt bei Feder & Schwert.
Das Schwarze Auge
DAS SCHWARZE AUGE, AVENTURIEN, DERE, MYRANOR, THARUN, UTHURIA und RIESLAND sind eingetragene Marken der Significant Fantasy Medienrechte GbR. Ohne vorherige schriftliche Genehmigung der Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH ist eine Verwendung der genannten Markenzeichen nicht gestattet.
TORG
Bloodshadows, Shatterzone, Torg, and Junta are Copyright 1998 by West End Games, Ltd. MasterBook, D6 System, Legend System, West End Games, and WEG are trademarks of Purgatory Publishing Inc.

Dateien im *.pdf-Format können Sie mit dem Adobe Acrobat Reader lesen und ausdrucken.

disclaimer

Diese Website enthält nicht-offizelle Informationen zum den jeweiligen Rollenspielen. Diese Informationen können im Widerspruch zu offiziell publizierten Texten stehen.
Falls auf diesen Seiten zur Verletzung von Copyrights oder ähnlichen Vergehen kommen sollte, informieren Sie bitte umgehend den SysOp (Impressum) dieser Seiten, die entsprechenden Stellen werden schnellstens gelöscht (falls gewünscht) oder entsprechende Copyright-Informationen eingefügt. Vielen Dank...