Die Welt dreht sich immer weiter ...Shadowrun

Brief von Eve

Lieber Magnus !

Hamburg, den 01.08.52

Du kannst und wirst wahrscheinlich nie verstehen können, was die zwei Monate für mich bedeutet hatten. Es war die furchtbarste Zeit meines Lebens. Als Mann wirst Du nie begreifen, was die Schweine mir alles angetan hatten und was sie mir alles genommen hatten; und ich spreche nicht nur von körperlichen Narben.
Aber ich möchte Dein Mitleid nicht.

Es hatte eigentlich alles ganz schön angefangen. Es tat mir ganz gut, dass sich ein so junger Mann wie Du für mich in-teressierte, aber um ehrlich zu sein, hatte ich nicht mehr als nur ein flüchtiges Interesse an Dir. Doch dann rief mich mein Boss an, und ich muss leider gestehen, dass ich unser Date vollkommen vergessen hatte. Ich traf mich mit einigen Leu-ten, deren Namen ich nicht nennen möchte, weil sie damit nichts zu tun haben.
Erst als die Besprechung zu Ende war, dachte ich erst dar-an, dass Du ja noch in Space Needle sitzen müsstest. Ich rief da an ( ich hatte nämlich Deine Nummer nicht bei mir ), aber man sagte mir, dass Du inzwischen gegangen bist. Aus einer zuverlässigen Quelle erfuhr ich, dass man Dich bereits benachrichtigte; deswegen meinte ich, dass ich Dich in einigen Tagen anrufen kann, wenn ich aus Europa zurück-komme.
Mit einer Gruppe Shadowrunner flogen wir nach Euro-pa. Unser Run gelang, aber weil unser Decker zu neugierig war, und einige Informationen mitgehen ließ, die wir in Ruhe lassen sollten, waren bald alle hinter uns her. In kur-zer Zeit waren alle meiner Chummer ausgelöscht. Ich war die einzige, die überlebte. Man steckte mich in einen Ar-beitslager in der Nähe von Hamburg.
Ich hatte ziemlich Glück in Unglück. Man verlangte damals noch nicht von mir, dass ich mich „freiwillig“ zu „not-wendigen“ Experimenten melden soll. Ich kannte nämlich einen von den Leuten. Er heißt Mos, er hat eine halboffi-zielle Stabstelle inne. ( Das ist derjenige, den Du Kabeltyp nennst. ) Er konnte zwar nicht viel für mich tun, aber mindestens wurde ich verschont.
Am 28. Juni befreite mich eine Gruppe Shadowrunner, die er engagiert hatte. Ich bekam Zugang zu den Daten, die unser Decker abgesahnt hatte, deswegen konnte mich Mitsuhama nicht in Ruhe lassen. Die armen Shadow-runner bezahlten ihre Hilfe mit ihrem Leben. Mich steckte man wieder in den Lager. Leider konnte sich Mos jetzt nicht um mich kümmern. Er sagte mir aber, dass einige Amerikaner angekommen sind, die mich wahrscheinlich be-freien werden wollen. Damals habe ich erfahren, dass Du auf der Suche nach mir bist. Ich bekam um Dich schreckli-che Angst und bat Mos, dass er Dich warnen soll. Er versprach, dass er sich darum kümmern werde. Ich hoffe, dass er sein Wort gehalten hatte. Zu mir sagte er, dass Du nicht be-sonders freundlich mit seinem Boten umgesprungen bist, aber dass kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Du hast mich am meisten damit fasziniert, dass Du nicht so paranoid und selbstsüchtig warst, wie die meisten Shadowrunner, die ich kenne. Ich dachte an Dich jede freie Minute. Mos mein-te, seine Warnung hat gereicht, Du wirst Dich nicht mei-netwegen in Lebensgefahr bringen. Ich war froh, dass Du Dein Leben nicht wegwerfen wolltest, trotzdem war ich auch ein bisschen traurig, dass Du mich nicht retten würdest.
Dann hatte ich den Schamanen kennen gelernt. Er heißt Hardy, glaube ich. Er wartete, bis Mos nicht da war, dann schlug er zu. Den zehnten Juli werde ich nie verges-sen.. Er verzauberte vier Wachen und kam in meine Zelle mit ihnen. Hardy lachte mich aus, er wusste, dass Du UCAS verlassen hast, um mich zu suchen. Er hasst Dich. Angeb-lich hast Du seinen Bruder ermordet.
Er befahl den vier Männern sich an mich zu vergehen. Wenn ich bewusstlos wurde, weckten sie mich, damit ich ja nichts verpasse. Die ganze Nacht waren sie bei mir. Bevor er ging, riss er mit seinen schmutzigen Fingern mein linkes Auge aus. Ein Souvenir, meinte er.
Am Morgen brachte man mich ins Gefängniskranken-haus, wo ich einige Tage auf der Intensivstation verbrachte. Weil ich nicht zurück ins Arbeitslager wollte, ( ich hatte schreckliche Angst, IHN wiederzusehen, ) meldete ich mich freiwillig zu den Experimenten. Man versprach mir, meine ganze Strafe zu erlassen, falls ich überlebe. In der Verfas-sung, in der ich mich befand, wäre der Tod eigentlich eher eine Befreiung für mich.
Am 21. Juli spritzten sie mich mit Drogen und Goblini-sierungsviren voll. Drei Magier jagten ihre Astralen E-nergien durch meinen Körper. Ich schrie vor Schmerz, dann wurde die Welt schwarz.
Das nächste, woran ich mich erinnern kann, bist Du. Du erschienst mir wie ein rettender Engel.
Miss Anschmiegsame erzählte mir, was Du alles unter-nommen hast, um mich zu finden. (In Deinem Brief hast Du alles sehr vereinfacht. Es musste einer der härtesten Runs sein, den Du je hinter Dich gebracht hast. )
Ich bin Dir sehr dankbar.
Ich danke Dir von ganzem Herzen.
Normalerweise würde ich meine Erlebnisse nie jemanden er-zählen. Aber ich möchte, dass Du verstehst, warum ich jetzt keine Beziehung anfangen kann. Ich kann jetzt wirklich nicht mit einem Mann zusammensein. Es tut mir leid. Nachdem Du für mich so viel getan hast, bin ich so un-dankbar zu Dir. Aber ich hoffe, dass Du mir verzeihen kannst. Ich fliege so früh wie möglich nach Seattle. Ich bitte Dich, lass mir Zeit. Ich ziehe mich aus den Schatten zurück. Ich habe nicht mal die Kraft, an Rache zu denken. Die Alpträume werde ich wahrscheinlich nie los sein.
Ich habe mich in Verbindung mit meinem Boss gesetzt. Für die Informationen, die ich für ihn hatte, zahlte er mir eine Viertel Million Nuyen aus. Verstehe es bitte nicht als Bezahlung, was Du für mich getan hast ist mit Geld nicht aufzuwiegen. Verteile es unter Deine Freunde, oder benutze es für eine gute Sache.
Es tut mir leid, dass ich verschwinde, bevor Du zurück-kommst, aber ich hätte nicht den Mut gehabt, Dir in die Augen zu schauen. Ich schäme mich, auch wenn ich weiß, dass es unsinnig ist. Es war nicht meine oder Deine Schuld, was der perverse Rattenschamane mit mir gemacht hatte.
Ich wäre viel glücklicher, wenn ich Dir schreiben könnte, dass ich Dich liebe. Vielleicht irgendwann, wenn die barmherzige Zeit die Wunden schließt.

Vielen Dank für alles,
Deine Eve.


P.S. Zu Deinen Fragen kann ich Dir sehr wenig sagen. Alan Corliss hatte ich seit Ewigkeiten nicht gesehen. Vielleicht seit fünf oder sechs Jahren. Woher sie etwas über mich wissen sollte, ist mir unbegreiflich. Was Mos angeht, kann ich Dir auch nicht viel sagen. Früher war er ein Shadowrunner. In UCAS war er als Searcher bekannt, hier in ADL benutzte er den Straßennamen Lochgucker. Noch vor zehn Jahren hätte ich ihn durchaus als Kumpel bezeichnet, aber nach so langer Zeit ist er eher nur eine sehr gute Connection. Man kann ihm aber trauen. Ich hatte nie gehört, dass er jemanden getötet hätte ( sogar auf seinen vielen Runs hatte er nur Betäubungsgeschoße verwendet ). Ihm ist aller Leben heilig. Wenn er nicht durch seine Stelle behindert wäre, hätte er mir bestimmt viel besser geholfen.
Ich bitte Dich nur, bringe ihn nicht in Schwierigkeiten.

 
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